14. Mai 2016

Was uns glücklich macht und wer ist der glücklichste Mensch - wissenschaftlich betrachtet

Glücklich sein

Glück entzieht sich der Forschung der Wissenschaft. Nicht so das Glücksempfinden. Das ist messbar.
Als Ergebnis bekommt man, bei was und wie oft Menschen Glücksgefühle empfinden. Und das ist anscheinend ein bisschen anders, als die meisten von uns vermuten.

Was bisher der Fall war

Bisher verließen sich Wissenschaftler auf die persönlich berichteten Eindrücke von Menschen, wenn es darum ging, Glücksgefühle zu erfassen. Und natürlich gab es erfassbare Variablen für eine Gesellschaft. Zum Beispiel, dass verheiratete oder wohlhabende Menschen durchschnittlich glücklicher sind als unverheiratete und solche, deren finanzielle Basis wackelt. Was aber nicht erfasst wird, ist, wie kurzfristige Veränderungen, Tagesumstände und einzelne Ereignisse sich auf das Glücksempfinden auswirken.

Mit Hilfe von smartphones kann jedoch praktisch rund um die Uhr eine „Protokollierung“ stattfinden. Bei „Track your Happiness“ geben mehr als 15000 Personen in 83 Ländern in willkürlichen Abständen Antwort auf die Fragen, die ihr Telefons ihnen stellt: In welcher Stimmung bin ich gerade und was mache ich im Augenblick?
Dazu kommen Einschätzungen zur gegenwärtigen Produktivität, Umgebung, Schlafqualität, soziales Leben. Inzwischen sind erste Schlüsse darüber zulässig, was unserm Glück entgegensteht

Was unser Glücklichsein untergräbt:

Keine Achtsamkeit

Anscheinend sind Menschen zu fast 50 Prozent ihrer Zeit gedanklich überall, nur nicht bei ihrer aktuellen Tätigkeit und das wirkt sich schlecht auf ihre Stimmung aus. Selbst, wenn sie nur zu neutralen Themen abschweifen, nicht im Augenblick und bei sich zu sein sorgt für ein Absinken des Glücksempfindens.

60 Prozent der Zeit auf dem Weg zur Arbeit sind Abschweifungen und Tagträume. Ungefähr 50 Prozent der Arbeitszeit verbringen Menschen mit Gedanken, die nicht zum aktuellen Thema gehören. In Gesprächen sind es bis zu 30 Prozent und 10 Prozent der Zeit beim Sex sind mit Gedanken gefüllt, bei denen man nicht bei der Sache ist. Insgesamt stellt sich heraus: egal, was man macht, nicht im Augenblick zu sein, senkt das Wohlbefinden.

Das ist ein deutlicher Hinweis, wieso buddhistische Meditationsarten (Achtsamkeit / Vipassana oder Zen) nicht nur unser emotionales, sondern auch unser generelles Wohlbefinden fördert.

Focus auf Kurzfristigkeit

Auch scheinen die meisten in ihrem Glücksempfinden mehr von der aktuellen Situation abhängig zu sein als sie dachten. Zumindest ist die Variabilität des Empfindens hinsichtlich der Erlebnisse größer als die Unterschiede von Mensch zu Mensch.

Das heißt, die meisten Menschen sind sich sehr ähnlich in dem, was sie als Glück empfinden. Jedoch ist dieses viel mehr von den kleinen Wechselfällen des Alltags beeinflusst. Es scheinen weniger die langfristigen Dinge zu sein, die so viel Einfluss auf unser Glück haben (Familienstand, Haus, Garten, Hof, unbefristete Arbeitsverträge, hohes Gehalt, Ferrari als Dienstwagen), sondern die vielen wechselnden Kleinigkeiten, die im Alltag passieren.

Wir planen alle unseren Tag. Führen Notizbücher, Planer, tippen Daten in Produktivitäsapps, aber keiner von uns „plant“ seine Gedanken. Niemand fragt: in welche Richtung für mein Wohlbefinden sollen heute meine Gedanken gehen?

Konsequenzen?

Glück setzt das voraus, was die antiken Griechen schon wussten: Gnothi seauton - erkenne dich selbst. Diese Überschrift am Apollotempel in Delphi impliziert, dass ich weiss, wer ich bin. Erst dann habe ich überhaupt eine Chance, das zu verfolgen, was zu meinen Glück beiträgt. 

Das schreibe ich nicht, weil ich einmal eine philosophische Ausbildung genossen habe und deshalb das bringe, was man von einem Philosophen erwarten würde. Tatsächlich schreibe ich es, weil es in der Natur der Sache liegt. 

Wer sich nicht kennt, hat kein Bewertungskriterium, all die Stimmen auf Plausibilität abzuklopfen, die auf uns einprasseln und uns sagen, was wir alles brauchen, kaufen, machen sollten, weil sie angeblich wichtig sein sollen, um ein glückliches Leben führen zu können.

Der glücklichste Mensch der Welt

Übrigens: mit den neuen bildgebenden Verfahren der Gehirnforschung kann man Glücksgefühlen "zuschauen". Entsprechend gibt auch eine Skala für Glücksgefühle. 

Wer also am meisten glücklich ist, lässt sich empirisch belegen. Es gibt nicht wenige, die zur "Spitzengruppe" gehören, aber ein Mann liegt sogar weit überhalb der Skala. Er ist - empirisch betrachtet also - der glücklichste Mensch der Welt. Und so sieht er aus:
Français : Matthieu Ricard, philosophe français
Matthieu Ricard
(Photo credit: Wikipedia)
Matthieu Ricard, Molekularbiologe, Fotograf, buddhistischer Mönch. Ricard ist eine jener Personen, die man nicht vorstellen braucht. Er steht längst für sich selbst. Deshalb hier nur das Offensichtliche:
  1. Er ist empirisch gesehen der glücklichste Mensch (ok, das hatten wir schon).
  2. Er sieht nicht so aus, als hätte er auf die vielen Stimmen gehört, die sagen, was man alles tun, erwerben, leisten etc. soll, damit ein glückliches Leben rauskommt.
Interessant, nicht wahr? Noch interessanter ist aber: Welchen Stimmen folge ich? Und wie unterscheide ich sie?

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