16. Januar 2023

Warum all dieser Tratsch über Prinz Harrys Buch? Haben wir nichts Besseres zu tun? Antwort aus der Psychologie

Die Amis finden es gut, die in Großbritannien mies, Australien ebenso und der Rest der westlichen Welt und des Internets ist gefühlt negativ eingestellt. Für Prinz Harry und für den Verkauf seiner Autobiographie ist das egal, denn schlechte Presse ist auch eine PR. Aber warum diese Verkaufszahlen, warum all diese Talks und Interviews? Warum dieser Gossip?

Psychologisch gesehen ist daran nichts Geheimnisvolles. Die britischen Royals sind ein brand und ein Identifikationszeichen für ein Land. Zugleich haben sie in derster Linie keine politische, sondern eine unterhaltende Funktion. Ganze Branchen leben von der Berichterstattung, die Royals sind Export- und Konsumartikel gleichzeitig. Als Familie sind sie trotz aller Entfernung zum "gemeinen Volk" für nicht wenige eben auch Vergleich und Orientierung:


"Siehst Du, die haben auch ihre Probleme, genau wie wir."

 


Auch Trost Trost und Hilfe können Menschen daraus schöpfen:

 
"Schau, die / der versucht, die Probleme so oder so anzugehen".

 


Dieses Bedürfnis, uns mit anderen zu vergleichen, ist so alt wie die Menschheit. Wir sehen damit, wo wir in der Gesellschaft, in unserer Entwicklung stehen. 

Und so sind königliche Hochzeiten, die Geburt eines Babys sowohl persönliche wie auch nationale Events, an denen die Menschen Anteil nehmen. Wie sehr, wurde bei Lady Dianas Tod deutlich. Unglaublich viele fühlten sich persönlich betroffen, obwohl kaum jemand davon mit ihr verwandt oder verschwägert war. Aber wer sich oft mit dem Lebens anderer Menschen beschäftigt, baut eine Art emotionale Verbindung auf, egal, ob er oder sie diese Menschen tatsächlich kennengelernt hat. Gossip und Tratsch fungieren somit auch als Kitt in der Gesellschaft. Tratsch ist eindeutisch in In-Group-Phänomen.

Auch das Lästern gehört dazu, denn es markiert eine Grenze, was nun sozial erwünscht ist und was nicht. So gesehen ist Lästern eine etwas vulgär geführte Wertediskussion.

Dabei ist es egal, ob dabei nur die Befriedigung der Neugierde im Vordergrund steht oder ob es darum geht, jemanden schlecht zu machen. Bei beiden sorgt der Tratsch / Gossip für ein Gruppengefühl und sorgt durch die Abwertung gleichzeitig für die Erhöhung des eigenen Selbstwertgefühls.
sprich: Gossip / Tratsch im negativen Sinne produziert für die In-Group ein angenehme Gefühle.

Langfristig gesehen jedoch gibt es einen gravierenden Nebeneffekt: Wer andere verurteilt, neigt auch dazu, die eigenen Unsicherheiten, Ecken und Kanten zu verstecken. Denn schließlich weiß er / sie ja, wie die Leute über einen reden können. Das führt oft zu Angst und damit auch dazu, nicht mehr authentisch zu leben und sich selbst Dinge zu verbieten:


"Was werden denn die Leute denken?"

 


Je mehr wir über andere negativ reden, desto weniger trainieren wir Empathie. Je weniger Empathie, desto unfreundlicher erscheint uns das Leben. So bekommt das Unfreundliche immer mehr Relevanz. Es führt zu immer mehr Verlust an Lebensfreude.

Mir persönlich ist Prinz Harrys Autobiographie egal. Meine Überlegung ist nur, dass ein Paar, das ihre öffentliche Position mit Skandalgeschichten aufrecht erhält, irgendwann in eine Sackgasse kommt. Und was dann?

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