6. Mai 2019

Alleine sein steigert die Wahrscheinlichkeit, psychisch zu erkranken

Eine neue Studie ist da. Alleinlebende entwickeln 1,5 - 2,5mal häufiger eine psychische Störung. Hauptsächlich Depression, Angst oder eine Zwangsstörung.Das ist problematisch, nicht nur für die Betroffenen, sondern insgesamt für Deutschland. Denn hier leben 41 Prozent der Bevölkerung alleine.

Schon 2012 publizierte BMC Public Health eine finnische Studie, die zeigte, daß Alleinlebene eine 80prozentige Wahrscheinlichkeit haben, innerhalb von acht Jahren an Depressionzu erkranken.
80 Prozent! Das ist ziemlich hoch. Ok, vielleicht spielen da andere Faktoren ebenfalls eine Rolle. Trotzdem!

Im EU-Durchschnitt leben 33 Prozent in einem Einpersonenhaushalt. Mit 41 Prozent liegt Deutschland weit darüber. Das Beziehungsleben hat sich seit den letzten Jahrzehnten verändert.Serielle Monagamie wechselt sich mit Phasen des Alleinseins ab. Zudem werden Menschen älter und mit zunehmender Lebenserwartung steigt wieder die Lebensphase, in der man alleine ist.


Die Studie zeigt, daß Einsamkeit der wichtigste Treiber für psychische Erkrankung ist.

Wichtig: Einsamkeit wurde in der Studie definiert als unfreiwilliger Beziehungsverlust. Es geht also nicht um diejenigen, die bewusst allein bleiben, weil es ihnen eben entspricht.



Was die Studie jedoch nicht zeigt, ... 

... ist, ob Einsamkeit auch die Ursache für die psychische Erkrankung ist. Schließlich gehört ein sozialer Rückzug als Symptom zu vielen psychischen Störungen. Jedoch ist unumstritten, daß sich gute Beziehungen gesundheitsstabilisierend auswirken, genau so, wie mangelnde Beziehungen Erkrankungen begünstigen.

Einsamkeit ist ein regelmäßiger Begleiter

Die Erfahrung jedoch ist, daß Einsamkeit oft ein regelmäßiger Begleiter von Menschen ist. Im Beruf zeigen die Leute oft wenig Solidarität, besonders wenn es schwierig wird, wenn Konflikte auftreten, wenn Mobbing oder bossing passiert, dann halten sich die meisten eher raus, als daß sie unterstützend eingreifen. Wer droht, unter die Räder zu kommen, der sieht sich in Deutschland zudem noch einer "Hilfsindustrie" gegenüber, die hauptsächlich nach bürokratischen und damit unpersönlichen Vorgaben agiert. Persönliche Nähe ist nicht vorgesehen, wäre aber genau das Gegenelexier.

Differenziert man nach Alter, so ergibt sich ein interessantes Bild: Um die 30 und um die 60 ist für Deutsche anscheinend eine Hochphase für Einsamkeit. Gering ist Einsamkeit mit um die 40, am geringsten interessanterweise mit 75. Allerdings steigt sie dann wieder an.

Apelle, daß man sich um seine Mitmenschen kümmern soll, sind zwar schön, aber nicht mehr. Mel Gibson sagte einmal:


 Am Ende des Tages kümmert sich doch jeder um seine eigenen Probleme und um seine Karriere.



Das Heil wird in Beziehungen, Partnerschaften und im Familienleben gesucht. Hier soll Wärme spürbar sein gegen die kalte Welt dort draußen. Eine Scheidungsquote von 33 - 50 Prozent lässt Zweifel ob des Gelingens aufkommen. Denn Beziehungen können zum unpersönlichen Umgang miteinander führen, bei dem nur mehr das Organisatorische dominiert, wo man selbst als Person sich mißverstanden und nicht geachtet sieht. Zudem kann einen Scheidung, wenn es nicht gut läuft, einem immer noch ruinieren.

Viel Einsamkeit kommt in der Therapie zur Sprache.

Kommt man da wieder raus? Ja, schon. Allerdings nur mit Eigeninitiative. Und am besten wird man aktiv, bevor man in eine psychische Beeinträchtigung abgleitet. Denn dieser Prozess ist schleichend und es ist wesentlich aufwändiger, hier gegenzusteuern.

Quelle:

  • die angesprochene Studie: Jacob L, Haro JM, Koyanagi A (2019) Relationship between living alone and common mental disorders in the 1993, 2000 and 2007 National Psychiatric Morbidity Surveys. PLoS ONE 14(5): e0215182. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0215182

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