7. Dezember 2015

Trauma verändert unser Erbgut

Wissenschaftler lieferten die Bestätigung, dass frühkindliche Traumata eine genetische Veränderung bei uns bewirken: unser Hormonhaushalt wird so chronisch gestört, dass er ständig glaubt, wir stehen unter großen Belastungen. Das kann zu einer dauerhaften chronischen posttraumatischen Belastungsstörung führen, die sich dann in anderen Folgestörungen im Erwachsenenalter zeigt: Depression, Angststörung, schnelle Aggressivitätsaktivierung usw.

Das klingt dramatisch und ist es auch. Es hat aber auch eine gute Seite.


Das Gute daran ist, wenn die Veränderungen im Erbgut isoliert betrachtet werden könnten, dann wäre es eventuell möglich, mit künstlichen Veränderungen in unserer DNA die Traumafolgen rückgängig zu machen.

Das Schlechte aber ist: wir müssten uns einer Genmanipulation unterziehen. Das wäre ein ziemlich tiefer Eingriff, sind wird doch nicht eine Summe von Einzelteilen, die beliebig austauschbar sind wie ein Auto im Ersatzteillager. Wir sind eine organische Einheit.

Was tun, wenn man von einem Trauma betroffen ist?


Nach dem aktuellen Stand der Hirnforschung gehen Wissenschaftler davon aus, dass Erinnerungen nicht fest im Hirn verankert sind, sondern in einem dynamischen Prozess immer wieder hervorgeholt und neu abgespeichert werden.


Das bedeutet aber, dass jede Erinnerung, sobald sie hervorgeholt worden ist, veränderbar ist und verändert auch wieder abgespeichert wird.

An Ratten hatten Wissenschaftler diese Hypothese bereits getestet: Sie konditionierten die Tiere, indem sie sie Elektroschocks aussetzten und zeitgleich einen Ton abspielten. Später konfrontierten die Forscher dann eine Gruppe der Tiere kurz mit dem Ton, warteten etwas und setzten sie dann wieder dem Ton ohne den Elektroschock aus.

Das Ergebnis: Einen Tag später zeigten diese Ratten keine Angst mehr vor dem Signal. In einer anderen Gruppe, die den Ton lediglich während der Extinktion hörten, löste dieser weiterhin Angst aus.  Das gelang jetzt auch beim Menschen.

Bei dieser Art von "Löschung" muss man allerdings zeitnah rangehen: Bis 6 Stunden ist das Zeitfenster offen, in dem man die Löschung gut vornehmen konnte. Danach ändern sich die Spielregeln. Es braucht anderes.

Jetzt hilft Hypnose

Hypnose ermöglicht es, vergangene Ereignisse so zu erleben, als geschehen sie gerade. Regression heißt das Fachwort dafür. Damit holt man praktisch die Erinnerung aus dem Gedächtnis, lässt sie als gerade stattfindendes Geschehen sich zeigen und verändert es gleichzeitig.

In Hypnose verläuft die Geschichte nun anders als vorher, oder sie geht anders aus oder es ändern sich die Bedingungen, so dass das Traumatisierende gar nicht zum Zuge kommt. Oder das Ereignis wird in mehreren Durchgängen immer wieder abgeschwächt, so dass das emotional Belastende immer mehr seine Wirkung verliert.

So oder so, die bisherige Erinnerung wird überschrieben und neu abgespeichert. Natürlich geht das um so leichter, je simpler die Dinge liegen. Ein einmaliges und einfaches Schockerlebnis mit stützenden Umfeld ist weit weniger komplex als wiederkehrende und komplexe Traumatisierungen mit wenig bis gar keiner Stabilität im Umfeld. Tatsache aber ist: wir können etwas tun.
Und das ist noch eine gute Nachricht.

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