26. Juni 2015

Macht das Arbeitsleben krank oder machen wir uns das Leben selber schwer?

Zweieinhalb Tage pro Jahr fehlen die Deutschen am Arbeitsplatz wegen psychischer Probleme. 2008 waren es insgesamt 41 Millionen Fehltage, 2011 bereits 59,2 Millionen. Allen voran: Depressionen, Angststörungen, Belastungsstörungen.
Gleichzeitig findet man in vielen Köpfen und Büros noch die Meinung, das Arbeitsleben ist es nicht, sondern der / die Betroffene sind halt einfach zu schwach / zu sensibel / nicht robust genug etc. Ist da was dran? Hier ein Blick auf Forschungsergebnisse:



Was macht anfällig für Stress?

  • zu 30 Prozent sind es die Gene, schätzt man zur Zeit. Das heißt, überwiegend liegt es nicht an der biologischer Grundausstatung
  • es gibt einen Zusammenhang zwischen stressanfälligen Babys und erhöhten Cortisolwerten der Mutter während der Schwangerschaft
  • traumatisierende Erlebnisse während der frühen Kindheit (bis zu sieben Jahren) erhöhen die Wahrscheinlichkeit, stressanfälliger zu werden
  • stressanfälliger als andere sind ungeduldige, ehrgeizige, engagierte Menschen
  • ein zynischer, feindseliger, misstrauischer oder leicht reizbarer Grundcharakter erhöht das Infarktrisiko um 250 Prozent
  • je weniger Entscheidungshoheit man über sein eigenes Tun hat, desto höher das Infarktrisiko
  • Lob und ein angemessenes Gehalt erhöhen die Stressresistenz
  • je höher die soziale Stellung, desto weniger chronisch stressanfällig ist sie

Wo hat man am meisten Stress?

  • 43 Prozent sagen, dass die Belastung am Arbeitsplatz innerhalb der letzten zwei Jahre zugenommen hat. 
  • Jeder Vierte sagt, er lasse die Mittagspause ausfallen, um den Arbeitsanfall zu schaffen.
  • 44 Prozent geben als Stressfaktor an, ständig während ihrer Arbeit durch Störungen (Telefon, Mail etc.) unterbrochen zu werden. Auch das Wochenende ist für viele keine Entlastung.
  • 64 Prozent arbeiten auch am Samstag, 38 Prozent auch an Sonn- und Feiertagen.
  • 51 Prozent geben die Arbeit als Stressfaktor Nummer 1 an. Reizüberflutung, emails, mobile, ständige Erreichbarkeit, Arbeitsverdichtung sind alles Ursachen und gleichzeitig Dinge, die Unternehmen ändern können.

Was persönlich stresst ist:

  • zu viel Verantwortung und auch in der Freizeit an die Arbeit zu denken
  •  unangemessener Stress von oben (27 Prozent)
  • mangelhafte Führungsqualität des Chefs (28 Prozent)
  • Büroklatsch (31 Prozent)
  • Unterbesetzung (41 Prozent)
Kommt noch dazu, dass die eigenen Arbeitssituation unsicher ist, ist chronischer Stress vorprogrammiert.
Die Lösung liegt also in beider Hand: Unternehmen müssen etwas ändern und der Einzelne muss etwas ändern.

Die Anforderungen werden nicht sinken.

Der Einzelne muss damit umgehen und die Firma muss Dinge ändern. Was man dabei falsch machen kann, ist, dass der eine darauf wartet und fordert, dass sich erst der andere bewegen muss. Denn dann bewegt sich gar nichts.

Ein Arbeitnehmer ohne Rückgrad, der nicht "nein" sagen kann, dessen Selbstbewusstsein abhängig ist von der seiner Leistung und der sich deshalb ständig mit anderen im Vergleich befindet, ist niemand, der sich, seiner Familie oder einem Unternehmen einen Gefallen tut. Und ein Unternehmen, das Ja-Sager den Vorzug gibt und nur immer mehr auf immer weniger Schultern läd, ist ein Unternehmen, das seine nächste Krise selbst produziert.


Quellen:

1 Kommentar :

  1. 18 Prozent stoßen oft an ihre Leistungsgrenzen, 23 Prozent machen keine Pausen. Jeder Achte kommt sogar krank zur Arbeit. Damit wachse bei vielen die Gefahr, die eigene Gesundheit zu gefährden, so das Ergebnis der Studie.
    42 Prozent beklagten, dass das Arbeitsumfeld durch steigende Leistungsziele geprägt werde. Jeder Dritte weiß nicht mehr, wie er den Ansprüchen gerecht werden soll. Werden zu hohe Ziele dennoch erreicht, gelten diese sofort als neuer Maßstab.
    Claudia von Fastenwandern Sylt

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