24. Dezember 2022

Es ist Weihnachten und es ist Krieg - das gab es schon einmal. Warum die Sarah Wagenknecht und Alice Schwarzer nichts gelernt haben

Der Weihnachtsfrieden (englisch Christmas Truce ‚Weihnachts-Waffenruhe‘) war eine von der Befehlsebene nicht autorisierte Waffenruhe während des Ersten Weltkrieges am 24. Dezember 1914 und an den folgenden Tagen. Sie fand an einigen Abschnitten der Westfront statt, wo es vor allem zwischen Deutschen und Briten in Flandern zu spontanen Fraternisierungen kam. Der Weihnachtsfrieden des Jahres 1914 bezeichnet heute vor allem die Ereignisse an der Front zwischen Mesen und Nieuwkapelle, an der sich Deutsche und Briten kriegerisch gegenüberstanden.  

So steht es auf Wikipediea. Wie die heutige Situation zeigt, haben so manche Deutsche nichts aus der Geschichte gelernt.

Weihnachten als falsches Beispiel

Irgend ein Bischof hatte gesagt, er erhoffe sich ein Friedensfenster um Weihnachten herum, denn Weihnachten sei noch immer die Botschaft für die Welt. Sie hätte noch immer Gewicht, wie das historische Beispiel zeige.

Dieses historische Beispiel, er meinte 1914 an der Westfront, zeigt auch: 

Nach der Waffenruhe um Weihnachten fanden sich dieselben verfeindeten Kriegsparteien, 

  • die vorher Weihnachtslieder gesungen,
  • ihre Geschenksendungen aus dem Heimatland ausgepackt hatten,
  • ohne Angst vor Beschuß durch den Gegner ihre Toten bergen und beerdigen konnten,
  • ja sogar Fußball offen im Niemandsland gespielt hatten,
  • einen gemeinsamen Gottesdienst abgehalten hatten,

wieder mit Inbrunst und Verzweiflung in einem erbarmungslosen Schusswechsel.

Den Versuch des christlicher Vertreters, seine Weltanschauung als einflussreich zu illustrieren, ist illusorisch, findet aber Widerhall bei derzeitigen Verhandlungsappellen heutiger selbsternannter Friedensaposteln. So unterschiedlich diese sind, sie alle eint die Behauptung, Verhandlungen mit dem Kreml würden den Krieg beenden. Die Ukraine sollte entsprechend Angebote machen, anstatt sich zu verteidigen.

Frieden erreicht man auf jeden Fall durch eines nicht: Realitätsvergessenheit

Als Mediator kann ich den Wunsch nach Frieden verstehen - ich bin auch jemand, der Frieden dem Krieg vorzieht (sonst wäre ich nicht Mediator geworden), jedoch als professioneller Konfliktlöser kann man es sich nicht leisten, die Realität zu ignorieren. Das unterscheidet uns zum Beispiel von den Friedensapostel.

Wer professionel vorgehen will, weiß: Vor Verhandlungen ist erst einmal zu bewerten, in welcher Situation die Konfliktparteien überhaupt stehen. Und da ist klar zu sagen: Wenn Russland aufhört, zu schießen, gibt es keinen Krieg mehr. Wenn die Ukraine aufhört, zu schießen, gibt es keine Ukraine mehr.

Die Realität beauftragt uns mit ganz konkreten Fragen

Vor Verhandlungen wäre also sicherzustellen, dass die Ukraine überlebt. Und alle Aussagen, die Putin mündlich und schriftlich jahrelang getätigt hat, ist, dass die Ukraine nicht überleben soll. Die Ukraine hat für ihn schwarz auf weiß verbürgt kein Existenzrecht. Wer also glaubt, wie zum Beispiel Alice Schwarzer in ihrer Emma-Zeitschrift oder Sarah Wagenknecht in ihrem Podcast, dass es höchste Zeit für Verhandlungen sei, der nimmt  die  Aussagen des Kremels nicht ernst. 

Er oder sie ignoriert zusätzlich, dass verschiedene Nationen auf Verhandlungen längst gedrängt haben und gescheitert sind. Noch schlimmer: Während der erfolgten ukraninisch-russischen Verhandlungen beging die russische Armee das Massaker in Butscha. Und das trotz des Angebots der Ukraine, statt den NATO-Beitritt über einen neutralen Status zu verhandeln.
Der UN-Generalsekretär António Guterres, der in Moskau zu den Verhandlungen gereist war, besuchte auch K​yiv. Während er dort war, bombardierten die Russen die Stadt. Ein klareres Zeichen, dass Russland auf Verhandlungen pfeift, gibt es nicht.

Und nein, die Position, Russland sei ja so provoziert worden, ist irrational. Denn wenn Russland am Frieden gelegen wäre, dann haben die persönlichen Gefühle gegenüber dem höheren strategischen Ziel zurückzutreten. Jeder Soldat weiß das, jeder Unternehmenführer weiß das. Jeder Mensch, der die Entscheidungshoheit über seine Handlungen behalten will, weiß das. Putin weiß das auch, schließlich ist er ja nicht geistig behindert. Er will nicht. Punkt.

Verhandlungen laufen ja seit Monaten. Russland nutze diese Zeit immer, um weiter Menschen zu töten. Und wie in anderen Kriegen auch, schießt Russland gerne auf Zivilisten. Die USA hatte ja angeboten, mit Putin ins Gespräch zu kommen. USA setzte auf Diplomatie. Putin pfiff darauf und erklärte stattdessen den Krieg. All das ist bekannt.

Putin bekam von Seiten Deutschlands offiziell und vor Kamera die Zusage, dass die Aufnahme der Ukraine in die NATO nicht zur Debatte steht. Es hat Putin nicht interessiert. Während die einen Massengräber ausheben, erklärt Putin, dass es keine zivilen Opfer in Buschta gäbe und zeichnete die Vergewaltiger und Mörder von Butscha mit militärischen Ehren aus.

Mario Draghi, Ministerpräsident Italiens, erklärte im April:

"Es ist sinnlos, mit ihm (Putin, Anm. d. V.) zu reden, man verliert nur Zeit. Ich habe den Eindruck, dass der Schrecken des Krieges mit all dem Gemetzel, mit all dem, was den Kindern und Frauen angetan wird, völlig losgelöst ist von den Worten und Telefonaten."

Die Antwort ist klar

Es haben genügend Staatslenker versucht, auf Verhandlungen zu setzen. Selbst China hat Putin zurechtgewiesen. Wer also denkt, dass nicht Verhandlungen versucht wurden, der ist entweder nicht informiert, oder lügt bewusst. Und wer denkt, dass jetzt Verhandlungen die Lösung wären, sieht die Realität nicht.

Der Chef der orthodoxen Kirche wirft den Westen, das heißt uns, inzwischen Satanismus vor und erklärt Putin zum Verteidiger des Christentums gegen uns Satananbetern. Warum sollte so jemand im Gefolge der Konfliktparteien sich in einen Stuhlkreis zusammensetzen, eine Kerze in die Mitte stellen und dann nach einigen Stunden aufstehen und sagen, wir haben uns jetzt alle lieb?

Für Verhandlungen bräuchte die Ukraine bestimmte Sicherheitsgarantien. Aber wer gerantiert die Einhaltung solcher Garantien durch Russland, wenn der Kreml bereits andere Zusagen gebrochen hat? Welchen Grund sollte es geben, Kriegsverbrecher zu vertrauen?

Nein, Frieden ist ein zu wichtiges Ziel, als dass man es den amateurhaften selbsternannten Friedensapostel mit ihrer beschränkten Wahrnehmungsfähigkeit überlassen darf. Ein Weihnachtswunder hat es damals schon nicht gegeben, und eine Legende für wahr zu halten und als Maßstab für heute zu verwenden, zeugt nur von Infantilität. Das können wir uns nicht mehr leisten.

 

Quellen:

 

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