18. Juli 2022

Layla - was die Diskussionen über einen Ballermann-Hit über unsere Gesellschaft aussagen

Dass es den Ballermann-Hit "Layla" gibt habe ich nur durch die Diskussion darüber erfahren. Tatsächlich sind mir Ballermann-Hits seit ich denken kann, ziemlich egal. Inzwischen wurde das Lied von DJ Robin und Schürze  von mehreren lokalen Veranstaltungen verbannt und das wiederum erzeugt hitzige Diskussionen. Diese wiederum sind nur ein Symptom - über den Verlust einer wichtigen menschlichen Eigenschaft.


"Layla" ist sexistisch, so lautet die Begründung, warum zum Beispiel auf dem Kiliani-Volksfest die Stadt Würzburg gebeten hat, es nicht zu spielen. In der Diskussion wurde dann schnell ein "Verbot" daraus, während die Bierzeltbesucher es dann einfach selber anstimmten.
Die Diskussion dreht sich dabei sehr oft gar nicht mehr um den Song, sondern folgt einem Muster, das man auch bei Gender-Debatten beobachten kann: Empörung vs. "Stellt-euch-nicht-so-an"-Haltung. Argumente finden sich dabei äußerst selten.
 
Von Zensur und Cancel-Culture ist auf der einen Seite die Rede und um das Lied geht es dann gar nicht mehr. Damit ist auch eine ernsthafte Diskussion am eigentlichen Subjekt nicht gewährleistet. Man unterstellt der Gegenseite eben Böses.

Aber auch die Kritiker vergeben sich nichts. Dass "Layla" sexistisch / frauenfeindlich sei, ist eine Behauptung in der Regel ohne Begründung. Dass "Layla" als "geil" im Songtext bezeichnet wird und eine "Puffmama" sein soll, ist als Begründung etwas zweifelhaft in einer Gesellschaft, in der das Wort "geil" als Synonym für "toll", "super" oder "klasse" verwendet wird und Bordellbetreiber ein legales Gewerbe ist. Und dass im passenden Video "Layla" als crossdressender Mann gezeigt wird, ist eine eigene Pointe, die unterschlagen wird. Eigentlich sollten sich alle freuen, die Geschlecht nicht mehr binär definieren wollen.
Leider sind wie auch bei den Rest der Genderfragen die Meinungsparteien komplett spaßbefreit, was die Dauererregung weiter anheizt und weitere Kreise zieht. Selbst der Bundesjustizminister hat sich geäußert.

Das alles nimmt in unserer Empörungskultur wieder Dimensionen an, die Kompetenz und Conenance vermissen lassen. Letzteres war eh nie etwas, das man mit der "deutschen Seele" in Verbindung brachte, ersteres aber schon.


Sexismus ist ungut und sollte in einer Gesellschaft verschwinden. Ungutes verschwindet aber nicht, indem man ungut diskutiert. Das Ungute verschiebt sich nur. Es erinnert mich an meine Erfahrungen in Südostasien: Irgendwann entschloss sich die Regierung des Landes, indem ich mich aufhielt, gegen Kinerprostitution hart durchzugreifen. Gute Idee! Nur: Das Resultat war, sie wanderte einfach in den Nachbarstaat. Die Regierung erklärte das Problem jedoch für gelöst.

Nein, war es nicht. Es war nur verschoben. So ist es wohl auch mit "Layla". Darüber zu diskutieren verschiebt nur das Problem auf einen Nebenschauplatz. Und gelöst wird gar nichts. "Layla" ist auf Platz 1 der Charts. "Layla" wurde erst groß durch die angeheizte Diskussion. So funktioniert social media. Dass die Streitenden darauf immer noch hereinfallen, ist erstaunlich. Die Deutschen waren einmal als Volk der "Dichter und Denker" bekannt. Man sollte sie inwzischen eher als Volk der "Aggressoren und leicht zu Ideologisierenden" beschreiben.

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