Wir glauben, vieles zu wissen. Und das hat einen Riesen Nachteil. Seit zum Beispiel die Serie "Flipper" über den Bildschirm flimmerte, ist unser Bild vom Delfin fest eingeprägt: klug, freundlich, hilfsbereit. Noch dazu, wenn man sieht, wie Delfine in der Therapie mit Menschen umgehen - ein Traum! Leider ist das, was in unserem Kopf vorgeht, nicht immer das, was tatsächlich abgesichert und überprüft ist. Und das bringt uns zuweilen in immense Schwierigkeiten. Sie wären vermeidbar. |
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Es tut uns oft weh, uns von etwas zu trennen, wenn uns gesagt wird, wir seien einem Irrtum aufgesessen. Zuweilen halten wir wider besseres Wissen an etwas fest und meinen, wir hätten dennoch irgendwie Recht. Recht haben ist etwas Schönes. Es gibt uns das Gefühl der Souveränität.
Delfine können zum Beispiel auch ganz anders. Und sie sind skrupellos. Hier versucht ein Delfin eine sexuelle Annäherung:
Das sieht vielleicht irgendwie komisch aus, ist es aber nicht. Längst ist bekannt, dass es Delfinen beim Sex nicht ausschließlich um die Reproduktion geht. Sie haben ein ziemlich breites Spektrum für die Verwendung von Sexualität. Selbst Massenvergewaltigungen kommen bei Delfinen vor. Aber unser Bild vom niedlich lächelnden und freundlichen Delfin bleibt.
Wir sind zu fest verdrahtet ...
Wir leben in einer Welt mit festen Vorstellungen, gebildet auf den Versuch, Überraschungen möglichst auszuschließen. Die meisten von uns leben ein durchschnittliches Alltagsleben. Wir kommen so über die Runden, haben ein Dach über den Kopf, es ist Geld da, um uns zu kleiden, zu ernähren, ein paar Versicherungen zu zahlen. Irgendwo steht die Waschmaschine, ein funktionierender Herd und einen Platz zum Schlafen gibt es auch.Viele haben einen Partner, ein oder zwei Kinder, eventuell noch ein Haustier; andere haben sich getrennt, jemanden kennengelernt oder leben allein. Die Woche ist geteilt in verschiedene Termine, das Wochenende ebenso. Die Welt ist berechenbar.
... und das hat Folgen
Doch die Dinge sind bei weitem nicht so, wie wir meinen.Wenn sie aus den Fugen geraten, trifft es den Sicherheitsbewussten doppelt hart. Schließlich wähnte er sich in dem Glauben, dass sich all seine Mühe, Überraschungen gut abzusichern, Früchte tragen würde. Wir haben uns alle an Standarts gewöhnt und selbst wenn wir die Nachrichten schauen, dann denken wir, das passiert immer nur anderen.Der Schock, wenn wir selbst involviert werden, ist um so größer.
Es gibt einen klugen Satz, der lautet:
Es ist leichter einer Wahrheit zu folgen, als mit ihr zu brechen.
In Wirklichkeit möchten wir, dass es sich wirklich so verhält, wie unser Kopf es sich ausmalt. Der lächelnde Delfin, das kuschelige Eisbärbaby, die freundlichen Nachbarn, die gutherzige Mutter, der fördernde Vater, die wohlmeinenden Politik ... wir wollen uns unsere gefassten Meinungen nicht nehmen lassen.
Wenn aber die Welt anders ist, Erzieher, Väter oder Mütter ihren Schützlingen Gewalt antaten, suchte man in der Vergangenheit die Schuld bei den Opfern oder verharmloste, schaute weg, erklärte es zum Einzelfall oder rationalisierte es irgendwie. Der Missbrauchsskandal, der sich durch Deutschland vor einigen Jahren zog, ist das jüngste Beispiel, wie sehr das Umfeld der Betroffenen lieber an ihren eigenen Vorstellungen fest als zu den Opfern hielt. So viel Aufwand, nur um die eigene Vorstellung nicht ändern zu müssen.
Wenn wir wissen wollen, wie das Wasser ist, müssen wir unter die Oberfläche.
Ich werde nie vergessen, als ich meinen ersten Tauchgang hatte. Es war irgend wo in Asien, an einem der langweiligsten Strände, die ich je gesehen hatte. Es sah aus, wie an einem deutschen Baggersee der 50er Jahre. Keine Felsen oder Grotten, nur dröger kaum abfallender Boden. Du konntest sogar nach 50 Meter weit noch stehen.Dann tauchten wir 30 cm unter. Es war der Wahnsinn!
Wer jemals scuba diving gemacht hat, der vergisst das nicht wieder. Unter der Oberfläche kommt es dir vor, wie auf einem anderen Planeten. Und von all dem ist nichts sichtbar über dem Wasser. Eine Erfahrung, die sich auch zwischenmenschlich immer bestätigt hat, wenn man vertieft mit Menschen arbeitet.
Unter der Oberfläche
Unter der Oberfläche sieht es anders aus als man meint. Vielfältiger, bunter, spannender.All die Orientierung und das Wissen von oberhalb hilft dir relativ wenig. Hier geht es anders zu.
Die da oben baden, bekommen von all dem nichts mit.
Manche wollen es auch gar nicht. Manche haben auch Angst davor, das Gesicht in Wasser zu legen und einen Blick zu riskieren. Aber wenn dann auf einmal irgend etwas von unten ihr Bein streift, bekommen sie fast einen Herzanfall vor Angst.So entstehen Belastungen
Wer nicht weiß, wie es in der eigenen Tiefe aussieht, muss mit allen Möglichen rechnen. Und der eigene Kopf ist äußerst kreativ, wenn es darum geht, Dinge zu bewerten und sich auszumalen.So entstehen Phobien, deshalb entsteht Angst im Leben, deshalb gibt es viele psychische Belastungen. Weil wir uns nie aufgemacht haben, hinab zu tauchen und nachzuschauen, wie es dort wirklich aussieht. Nur deshalb kann uns dann eine Berührung überraschen und das Fürchten lehren.
Ein Leben an der Oberfläche reicht nunmal nicht, um gut klar zu kommen.
Zuweilen müssen wir hinunter, um zu begreifen, warum es an der Oberfläche so aussieht bei uns.
Deshalb arbeite ich mit Hypnose, deshalb interessieren mich Menschen aus anderen Kulturen mit deren anderen Verarbeitungsweisen. Deshalb mag ich Philosophie, deshalb interessiere ich mich für den nächsten Horizont. Wir müssen über das hinaus gehen, was unmittelbar vor uns liegt. Denn das ist nur das letzte Steinchen der Pyramide. Das Wesentliche liegt tiefer.
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