English: London Marathon (Photo credit: Wikipedia) |
Ein Beitrag über den Sinn und den richtigen Maßstab für unsere Entscheidungen.
Claire Squires von Leicestershire lief in die letzte Meile des 26,2-Meilen-Rennens ein, als sie zusammenbrach. Sie lief für eine Charity-Sache und sie kam bis zum Birdcage Walk nahe des St James's Parks. Ihr Freund, der telefonisch verständigt im Ziel auf sie wartete, glaubte zuerst an eine typische Sportverletzung, als er im Krankenhaus eintraf. Da erklärten die Ärzte ihm, dass Claire nicht zu retten sei.
Was war passiert?
Kurz vor dem Ziel nahm Claire einen Schluck aus ihrer Trinkflasche. Darin befind sich nicht nur ein Erfrischungsgetränkt, sonder auch das Stimulanz-Mittel "Jack3D".Damit wir uns richtig verstehen: Jack3D ist ein legales Nahrungsergänzungsmittel für Sportler. Jack3D" wirkt ein wenig wie Amphetamin, das heißt, gerät der Sportler in ein Leistungstief, gibt ihm Jack3D einen kurzfristigen Kick.
Claire hatte angeblich keine Erfahrung mit solchen Substanzen und wollte es auch nur bei großer Erschöpfung einnehmen. Sie unterschrieb ... und damit unterschrieb sie unwissentlich ihr Todesurteil. Die Autopsie ergab eine Dimethylamylamin (DMAA) - Vergiftung. Diesen Stoff beinhaltete Jack3D zu diesem Zeitpunkt.
Was ist DMAA?
DMAA dient Sportler als „Fat burner“, Appetitzügler oder Wachmacher. Es wirkt auf das zentrale Nervensystem und kann zu Blutdruckanstieg, Atemnot und Herzrasen bis zum Herzinfarkt führen. DMAA ist in der Schweiz nicht zugelassen und steht auf der Dopingliste der World Anti Doping Agency.Ich kann Claire verstehen. Sehr gut sogar.
Es war die Zeit, als ich gleichzeitig mehrere Abschlüsse machte, die ich für meine selbständige Tätigkeit noch brauchte. Damals hatte ich ein Vollzeitstelle, war bereits nebenher selbständig und machte gleichzeitig mehrere Ausbildungen.Es war kaum mehr Zeit für irgend etwas anderes. Ich kam kaum zum Schlafen, mein soziales Leben ging den Bach hinunter, ich stand ständig unter Strom, denn kaum war die eine Ausbildung vorbei, die Prüfung absolviert, ging bereits die nächste los. Dazu die finanziellen Belastungen, alles alleine, keine soziale Unterstützung ... das ist alles andere als gut.
Jetzt bin ich ausgebildet in Hypnose ...
... und ohne zu protzen: ich bin nicht übel in dem, was ich tue. Also wendete ich das, was ich konnte, an mir selber an. Ich pushte meinen Körper und meinen Verstand mit Selbsthypnose an die Grenzen und darüber hinaus. Das geht. Sportler wissen, dass der Geist eher aufgibt als der Körper, das heißt, wenn man alles hinschmeissen will, hat der Körper noch Ressourcen. Und mit Hypnose kann man die Grenzen ausdehnen. Genau das tat ich.Ich erinnere mich noch gut an die Situation.
Es war ein Sonntag. Der letzte Tag der Trainerausbildung. Die Prüfung war geschrieben, die letzten Unterrichtseinheiten liefen noch ab, am Abend sollten diejenigen, die bestanden haben, ihre Zertifikate bekommen. Es war also eigentlich vorbei, aber es blieb noch eine ständige unterschwellige Spannung.Da sickerte von einem Assistenten die Meldung durch, dass alle bestanden hatten. Und sobald ich dies hörte, geschah etwas in mir:
Irgendetwas in meinem Körper und Bewusstsein brach zusammen. Ich konnte förmlich zuschauen, wie die Überkeit von unten herauf meinen Körper überschwemmte. Alles drehte sich vor meinen Augen, ich konnte nicht mehr aufrecht stehen und ich bekam Schmerzen im Bauch.
An der Zertifikatsverleihung konnte ich nicht mehr teilnehmen. Ich brauchte ärztliche Hilfe.
Was war los?
Hier ist nicht der Ort, um die korrekte medizinische Diagnose zu erklären, aber die Schmerzen wurden durch eine organische Erkrankung verursacht, die längst früher bemerkt worden wäre, wenn ich nicht mit meiner ständigen Selbsthypnose mich nicht unempfindlich gemacht hätte.Ich hatte mich hypnotisiert, bis zum Zertifikat durchzuhalten, egal was da sein sein würde. Folglich konnte ich auch nicht meine Überbelastung, nicht meine Beschwerden registrieren. Als ich dann wusste, dass ich das Zertifikat erhalten würde, war der Grund, den ich in Hypnose mir eingetrichtert hatte, erledigt. Was folgte, war der Zusammenbruch. Insgesamt logisch.
Claire und ich
Ich verstehe Claire Squires. Ich verstehe, wie es ist, etwas unbedingt erreichen zu wollen. Claire war jung, 30 Jahre, als sie starb. Ich war etwas älter, aber auch ich hatte noch nicht genug Erfahrung, um die Dinge gut einschätzen zu können. Sie nahm Aufputschmittel, ich tat das selbe, nur mit Hypnose.Wir können sehr viel mit Hypnose. Und sie hat keine Nebenwirkungen wie das, was Claire in ihrer Trinkflasche hatte. Trotzdem enthebt das nicht der Frage, ob das, was wir wollen, wirklich sinnvoll ist. Denn egal, was immer wir erstreben, wir zahlen einen Preis dafür. Damit meine ich nicht Finanzielles. Wir bezahlen mit etwas, was weit fundamentaler ist.
Ich klopfe bei meinen Klienten deshalb ab, ob das, weswegen sie hier sind, sinnvoll ist. Manche verstehen das nicht. Manche glauben, dass ihre Ziele ganz selbstverständlich sinnvoll sind. Sie übersehen, dass sie einen Preis zahlen müssen. Ich wäre ein verantwortungsloser Therapeut, wenn ich das nicht mit meinen Klienten reflektieren würde.
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen