16. Februar 2018

Neue Erkenntnis: Midlife Crisis ist empirisch nachgewiesen! Nicht nur bei Menschen! Was heisst das für uns?

Midlife Crisis verdankt ihren Namen dem kanadischen Psychoanalytiker Elliott Jaques. 1965 untersuchte er die Biographien von 310 berühmten Künstlern, darunter Albrecht Dürer, Ludwig van Beethoven, William Shakespeare, und ihm fiel auf, dass sich alle zwischen 35 und 40 in eine Schaffenskrise hineingerieten. Sein Schlussfolgerung: Das ist normal! Es gibt Krisen in der Lebensmitte.

Was manche noch immer als Pseudo abtun, ist jedoch emprisch nachgewiesen. Ab 40 steht der Mensch vor einer Wegkreuzung. Und nicht nur der Mensch!

Zwischen 42 und 47 ändert sich etwas in unserer Wahrnehmung. 

Das geballte Wissen
Die Wissenschaft stellte fest: Das persönliche Wohbefinden verläuft in unserer Biographie ähnlich einer U-Kurve.

Zu dieser Erkenntnis gelangten im Jahr 2008 zum Beispiel die beiden Forscher David Blanchflower und Andrew Oswald. Für eine Studie werteten sie verschiedene Umfragen aus. Darin hatten das seelische Befinder von mehr als 500.000 Personen aus 72 Ländern über Jahrzehnte mitverfolgt.


Der Tiefpunkt unserer Entwicklung

Wenn wir jung sind, machen wir Pläne und haben Träume: ein guter Job, Karriere, andere Länder sehen, Spuren in der Welt hinterlassen, sie ein Stück weit verändern. Jahrzehnte später merken wir, was wir noch nicht erreicht haben – und womöglich auch nie erreichen werden.

Wir realisieren, dass die erste Hälfte unseres Leben vorbei ist. Zwischen 40 und 50 dämmert es auf einmal, dass man eventuell doch nicht unsterblich sein könnte. Damit stehen auch die verpassten und nicht gelungenen Ziele vor Augen. In der U-Kurve ist man am nun unteren Punkt angelangt.
Wenigstens die verbleibende Zeit will man jetzt noch nutzen.

Interessant ist, dass es gegen 50 und später wieder aufwärts geht, unabhängig vom Geschlecht, Nationalität, Vermögens- oder Familienstand.

Alexander Weiss hatte dazu eine ziemlich verrückte Idee.

Der Mann von der Universität Edinburg befragte Pfleger und Wissenschaftler, die mit 155 Schimpansen und 172 Orang-Utans in Nordamerika, Asien und Australien arbeiteten, nach Alter, Laune und nach Signalen, die auf Lebenszufriedenheit hindeuteten.

Und jetzt kommt der Clou:

Auch bei Affen zeigte sich die U-Kurve. Glücklich und zufrieden und unternehmungslustig sind sie in der Jugend, in der Lebensmitte deutlich unzufrieden, danach wurde es wieder besser.

Affen haben eine Midlife Crisis!


Sterblichkeit und Sinnhaftigkeit

Das geballte Wissen
Es geht bei der midlife crisis nicht nur um Zeitknappheit. Zwischen 40 und 50 hat man eine gehörige Portion Realismus im Gepäck. Menschen besitzen jetzt genug Lebenserfahrung, dass sie die Dinge realistischer einschätzen als mit 20. Sie begreifen, dass, wenn die letzten zwanzig Jahre so gelaufen sind, die nächsten nicht unbedingt komplett anders sein werden.

Zudem melden sich auch die ersten gesundheitlichen Beschwerden. Also der große Überflug wird in der eigenen Vorstellung nicht mehr so einfach vorausgesetzt.

Damit stellt sich automatisch die Frage nach der Bilanz: "Warum mache ich das hier eigentlich?"

Auf den Prüfstand steht jeder Lebensbereich: Familienstand, Lebensziel, Job.
Finanzielle Anreize genügen nicht mehr. Es geht um den Sinn und damit auch um Nachhaltigkeit. Und man rennt enfach auch nicht jeder Mohrrübe hinterher, die einem vor die Nase gehalten wird.

Je weniger Antworten man in seinem gewohnten Umfeld findet, desto eher erwägen die Menschen heute, zu gehen.
Die Redewendung "Wer Gefolgschaft will, muss Sinn bieten" war für Unternehmen noch nie so wahr, wie heute.


Was immer es auch ist, der Mensch braucht für sich eine Antwort auf die Frage "Warum mache ich das hier eigentlich?"

Wo findet sich die Antwort?

Es geht um Qualität, nicht um Quantität. Möglicherweise hat man mit schwierigen Emotionen zu kämpfen: Unzufriedenheit, Trauer - die Kinder gehen aus dem Haus - womöglich hat man Menschen verloren, die einem wichtig waren -, innere Leere ... Aber auch der Impuls zur Rebellion oder zum alles-hinschmeissen kann entstehen. Wie geht man mit all dem um?

Ein paar einfache Regeln:


 1. Emotionen sind zu achten - aber nicht als Herren zu inthronisieren

Emotionen sind gute Diener, aber schlechte Herren. Zu oft passiert es, dass wir Impulsen folgen, die sich langfristig als problematisch herausstellen. Entscheidungen wollen auch überlegt sein. Sonst gibt es kein gutes Urteil.

2. Bilanz über Vergangenes muss fair sein

Die Falle ist, jetzt überwiegend das Negative zu sehen. Für eine gute Bilanz ist es jedoch unabdingbar, das, was man erreicht hat, zu würdigen. Es gibt durchaus Pluspunkte in der Vergangenheit. Sie nicht zu sehen oder sie herabzuwürdigen führt zu keinen ausgewogenem Urteil.

3. Der Blick nach vorne kommt aus dem Blick nach innen

Auf die Frage, was will ich in meinem Leben noch, ergibt sich aus dem, was mir wichtig ist. Was ist mir wieviel Wert und welchen Rhythmus möchte ich meinem Leben geben? Dabei ist es gut zu wissen, dass der Kopf noch sehr jung, der Körper aber langsam weniger belastbar ist.


Nicht immer bedeutet es einen kompletten Neuanfang. Auch kleine Veränderungen können große Wirkung haben. Also statt Vollzeit vielleicht auf Teilzeit zu gehen, vielleicht ein neues Hobby, vielleicht, statt mit dem Auto mit dem Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit. Es gibt viele Möglichkeiten. Ergreifen wir sie.

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