Wer glaubt, man wird wegen der eigenen Kompetenz befördert, der findet sich in guter Gesellschaft. Das Dumme daran ist, es bleibt oft bei einem Glauben. Oftmals sind es gerade die Unfähigen, die auf der Karriereleiter nach oben steigen. Warum das so ist, dafür liefert die Forschung so einige Punkte. Hier bekommen Sie einen kurzen Einblick darüber.
Um fachlich gut zu sein, muss man wissen, wo die eigenen Grenzen liegen. Doch tatsächlich ist dies nicht so selbstverständlich, wie es auf Anhieb klingt. Denn im Berufsleben spielen viele andere Dinge mit hinein. Es gibt das geflügelte Worn, in Deuschland wird man nicht unbedingt befördert, weil man für die Position gut geeignet ist, sondern weil man sich in einem anderen Job bewährt hat.
Einsichten aus der Wissenschaft: je inkompetenter, desto überzeugter
Doch abgesehen davon gibt es auch ein Problem in der Person selbst. So veröffentlichten die Psychologen David Dunning und Justin Kruger eine Studie, in der sie überzeugend etwas nachweisen konnten, was fortan als Dunning-Kruger-Effekt in die Wissenschaft Eingang gefunden hat: ein Mechanismus in uns, der uns dazu bringt, die eigenen Kompetenzen besser zu sehen, als sie es tatsächlich sind. Oder anders ausgedrückt: Je inkompetenter ich bin, desto überzeugter bin ich, dass ich in Wirklichkeit kompetent bin.
Prinzipiell fördert dieser "Mechanismus" mit seinem positiven Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten eine resiliente und zuversichtliche Haltung angesichts bevorstehender Schwierigkeiten. Problematisch wird es jedoch, wenn die Kluft zwischen Selbstbild und Realität zu sehr auseinanderklafft. Und hier kommt der Narzismus ins Spiel.
Der Narzismus als Verstärker und der Irrtum der Personaler
Zum Narzismus gehört die Überzeugung von der eigenen Größe. Entsprechend nahe liegt der Gedanke, Größeres zu leisten als andere und entsprechend auch dafür eine höhere Position in der Gesellschaft verdient zu haben. Kurz gesagt: Führungspositionen ziehen Narzisten magisch an.
Auf der anderen Seite unterliegen wir Menschen bereitwillig den Trugschluss, Menschen mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein prädestiniert für Führungsaufgaben zu halten. Überhaupt gilt für uns eine hohes Selbstbewusstsein als attraktiv. Die Selbsthilfeindustrie ist voll von Angeboten dazu. Leider ergibt sich in der Forschung kein Zusammenhang zwischen großem Selbstbewusstsein und tatsächlicher Kompetenz. Wir, speziell jedoch diejenigen, die jemanden einstellen, verwechseln jedoch "competence with confidence".
Nicht selten wirken Narzisten ja auf uns sympatisch und nicht wenige darunter sind auch charismatisch. Solche Menschen wirken anziehend auf ihre Umgebung. Barak Obama zum Beispiel verdankt seine Sympathiepunkte seinem Charisma. Ob er auch ein guter Vorgesetzter war, ist damit aber noch nicht ausgesagt. Nur weil wir jemand mögen, heisst das nichts über seine tatsächliche Kompetenz.
Die Folgen der Karriere-Narzisten
Fügt man all diese Punkte zusammen, so haben Narzisten tatsächliche größere Chancen auf eine Karriere. Allerdings zu Lasten des Unternehmens. Eine Untersuchung von 2019 durch Gallup fand heraus, dass knapp sechs Millionen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Deutschland innerlich gekündigt haben. Nur 15 Prozent sagen, sie haben eine hohe emotionale Bindung an ihr Unternehmen. 650 000 dagegen sind auf der Suche nach einem anderen Job. Ursache: fehlende Führungsqualitäten der Vorgesetzten.
Und um den Teufelskreis zu schließen: Die entsprechenden Vorgesetzten suchen natürlich den Fehler bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitsnehmern. Denn selber ist man ja überzeugt von sich. Um andere zu (ent)täuschen ist es wohl am besten, man täuscht sich erstmal selbst sehr erfolgreich.
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