29. Mai 2018

In Beziehung zu einem Verheirateten

Lover
Lover (Photo credit: Squirmelia)
Die wenigsten Männer verlassen ihre Partnerin wegen einer anderen Frau. Nur einer von zehn tut dies, sagen  Untersuchungen.

Und: Wenn Männer sich für die neue Partnerin entscheiden, dann meist deswegen, weil die Ehefrau ihn verlassen hat - wegen seiner Affäre.

Und noch etwas: statistisch gesehen halten nur sehr wenige dieser Zweitehen. Für die früher sogenannte “Geliebte” könnte darin eine Botschaft liegen, aber ….

… meistens wird sie nicht gern gehört. Denn bekanntlich stirbt die Hoffnung ja zuletzt.

Verschwendete Tage, einsame Nächte

Sie kann ihn nicht immer an ihrer Seite haben, wenn sie ihn will oder wenn sie ihn braucht. Er dagegen muss das Bild des guten Vaters und Ehemanns zu Hause aufrecht erhalten, damit niemand misstrauisch wird. Auch wenn er es ihr sagt, zu Hause liefe nichts mehr, wird er mit seiner Familie den Urlaub verbringen. Sie dagegen wird diese Zeit alleine sein - Ausnahmen sind die paar kurzen Zeiten, in denen sie mit ihm wegfahren kann: Die berühmten drei-Tage-business-trips vielleicht.

Bei offiziellen Gelegenheiten jedoch darf man sich nicht als Paar zeigen. Statt dessen gibt es hinterher Blumen und ein neues Versprechen.

Doch wenn er es schafft, bei ihr zu übernachten, dann will man die Zeit nutzen und diese kleinen Glückszeiten sind so gut, dass sie ihr die anderen einsamen Abende und Nächte vergessen lassen. Und so bewegt sich das Rad weiter in die nächste Umdrehung. “Last precedure as last year, Miss Sophie?”

Glücklich, wenigsten ein bisschen

Ja, es gibt glückliche Momente zwischen den beiden. Momente, in denen die Welt da draußen keine große Rolle spielt. Doch diese “Kokonzeiten” sind etwas, worin sich ein Leben lang nur schwer einrichten lässt. Jeder verlässt irgendwann einen Kokon, es sei denn, er lebt in ständiger Stagnation.

Ein böses Erwachen

Dreiecksgeschichten tendieren dazu, irgendwann an die Wand zu fahren. Kommt es zur Scheidung, dann bedeutet das neben dem Verlust des Ehepartners meist auch Abstriche bei dem Umgang mit den Kindern. Oft muss das gemeinsame Haus / Eigentum verkauft oder überschrieben werden, um jemand auszubezahlen - und nicht selten ist auch die zweite Beziehung zu Ende.

Es gibt auch den Fall, dass die beiden - nach der Scheidung des Mannes - zusammenbleiben. Manche heiraten auch. Viele jedoch tragen Schuldgefühle mit sich herum, weil die Dinge so gelaufen sind, wie sie eben gelaufen sind und sie daran natürlich einen Anteil haben. Sie reden nur nicht darüber, weil sie ihre neue Partnerschaft damit nicht belasten wollen.

Aber auch, wenn jemand dieses Thema mit einem Achselzucken und einer “So ist halt das Leben”-Mentalität von sich abschüttelt, es bleibt doch der Stachel, dass die jetzige Beziehung so etwas ist, was in Amerika “stolen love” heißt. Und ob man es zugibt oder nicht, so entstandene Zweitbeziehungen geben einem eine Bürde zu tragen. Nur ein kleiner Prozentsatz dieser Beziehungen hält.

Was lässt Ausharren?

In habe nicht wenige erlebt, die Jahre, manchmal bis zu einem Jahrzehnt warten - sich entschieden haben zu warten - und sich arrangieren mit kurzen Zusammenkünften, angesiedelt irgendwo zwischen Heimlichkeit und offenem Geheimnis.
Was lässt jemand so lange ausharren? Mangelndes Selbstbewusstsein? Ungeschicklichkeit, einen geeigneteren Partner als eben einen bereits Verheirateten zu finden? Unterschwellige Bindungsangst? Liebe?

Die Antwort liegt womöglich in unserem Denken

Wenn wir uns verlieben, geht es nie ausschließlich um die echte Person! In Wirklichkeit dominieren mit den Schmetterlingen im Bauch gleichzeitig unsere inneren Bilder und Vorstellungen einer liebevollen, geglückten Zukunft mit einem wunderbaren Menschen, der für uns da ist und uns annimmt, wie wir sind und wir deswegen nie mehr allein zu sein brauchen.

Es sind die inneren Bilder

Kurzum: In uns herrschen all die Leitbilder, die wir bewusst-unbewusst mit dem Begriff Liebe verbinden. Diese bringen wir nun in Verbindung mit einer reale Person. Dass diese eventuell anders ist, eine andere Biographie hat, anders sozialisiert wurde und deshalb auch die Dinge anders sieht und emotional anders empfindet, weiß man zwar vom Kopf her, aber ehrlich gesagt, dem geben wir erstmal wenig Gewicht. “Liebe überwindet doch Grenzen …”

“Soll ich gehen, soll ich bleiben?”

Es ist die entscheidende Frage: Kann ich mit diesem Mann, dieser Frau glücklich werden? Ist diese meine Beziehung trotz allem zu gut, um zu gehen oder ist sie letztendlich doch zu schlecht, als dass ich damit langfristig glücklich werden könnte.

Die Antwort ist keine Kaffesatzleserei, sondern es geht darum, Bauchgefühl und Kopf zu einer Lebensperspektive zusammenzubringen:
So wie ich bin, emotional, geistig, mit meinen Wünschen und Bedürfnissen - wenn ich auf mich, meine Situation, auf meine Beziehung, auf meinen Partner schaue, auf unsere Erlebnisse und unseren gemeinsamen Werdegang … ist diese Beziehung es für mich Wert, gelebt zu werden -  nach Abzug meiner unrealistischen Träume und Vorstellungen von Beziehungen?

Wichtig:

Lassen Sie sich dabei nur vom Gefühl leiten, bekommen Sie nur eine Entscheidung ohne Verstand. Gehen Sie nur nach dem Kopf, haben Sie als Entscheidung nur eine Berechnung.

Kopf und Herz, beide müssen zusammenarbeiten anstatt sich im Weg zu stehen.
Von Woody Allen gibt es das Zitat:
“Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten. In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis"
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