1. Juni 2019

Was ist Liebe? Warum tut Liebeskummer weh? Und wie wird es besser?


Was ist Liebe? Wie komm ich aus dem Liebesleid wieder raus? Jeder steht mindestens einmal in seinem Leben vor solchen Fragen. Und auch wenn sich mit zunehmenden Alter eine eigene Gewissheit einstellt, darauf eine Antwort zu haben ... zuweilen passiert etwas, wodurch sich diese Fragen erneut stellen. Oder die alten Antworten tragen doch nicht so, wie man gedacht hatte. Was dann?

Was ist Liebe tatsächlich?

In einer Zweierbeziehung gibt es immer drei Sichtweisen:
  • so wie Sie die Dinge sehen, 
  • so wir Ihr Partner die Dinge sieht, und 
  • so, wie die Dinge liegen. 

Jetzt ist Liebe keine nüchtere Entscheidung, sondern - Achtung Fachausdruck - eine sogenannte wertstiftende Zuordnung. 
Das klingt furchtbar bürokratisch, meint aber etwas Fundamentales mit einer Fülle von praktischen Konsequenzen. Gemeint ist: Liebe spricht dem, was wir lieben, einen positiven Wert zu.


Ich liebe es, und deshalb ist es gut. / Ich liebe ihn / sie und sie / er ist gut.



Liebe bedeutet also primär nicht, die Realität zu sehen, sondern dieser einen Wert zuzuerkennen. Liebe bezieht sich zwar auf jemand / etwas, aber sie ist immer meine Liebe. Sie entsteht in mir. Sie hat außerhalb meiner keine Realität.

Liebe ist der Blick auf die Realität, gesehen unter einer Brechung. Ähnlich wie wir die untere Hälfte eines Stockes, die im Wasser steht, anders wahrnehmen als die über dem Wasser. Durch diese "Verzerrung" sehen wir an unserem Partner Dinge, die für andere unsichtbar sind. Brutal ausgedrückt könnte man sagen: Man ist nicht in einem Menschen verliebt, sondern in das Bild, das man von ihm erschafft.


Manche sagen, das ist noch keine Liebe, sondern die romantische Brille, das Verliebtsein ... aber das ist in unserem Kontext uninteressant. Denn ein Bild vom Partner und der Partnerschaft hat jeder. Auch nach der Verliebstheitsphase. Und egal, ob Verliebtsein oder Liebe, wenn das Ende da ist, tut es weh. 

Woraus speist sich Liebeskummer?

Es tut deswegen weh, weil das Bild, das man sich vom Partner und der Beziehung zu ihm gemacht hat, zerbricht. Der Partner zeigt Züge, die nicht mehr ins Bild passen und genau das macht uns verrückt. Er / Sie hat sich verändert, sagen wir dann. Wir können es nicht nachvollziehen und das verursacht Schmerz.

Die wenigsten Beziehungen enden, weil jemand einem bewusst schaden will. Das gibt es auch, ist aber nicht die Mehrheit. Sie enden, weil die Liebe nicht mehr trägt. Wenn man das verstehen kann, wird es leichter. Man kann sogar Mitgefühl entwickeln für den Partner, der einem verlassen hat (wenngleich das am Anfang eine Überforderung wäre).

Allerdings können auch Hass und Vergeltungsgefühle entstehen, wenn unser Bild zerbricht. Sie helfen nur niemanden, sondern machen alles nur schlimmer.

Warum bleiben viele in Beziehungen, obwohl sie sich dort längst nicht mehr aufgehoben fühlen?

Weil viele glauben, genau dann sei die Liebe von ihnen besonders stark. Tatsächlich aber ist man in der "Werbungsphase" stecken geblieben und versucht, dem Objekt des Begehrens ein Entgegenkommen zu entlocken. 

Doch das klappt nicht. Der Partner, dessen Liebe aber erloschen ist, hält einem auf Distanz, gelegentlich ist er zugänglich, fürsorglich und auch lieb. Wir durchschauen das nicht gleich und versuchen deshalb, weiter an uns und an unserer Beziehung zu arbeiten, selbst wenn der Partner uns bereits nicht mehr liebt.

Liebe jedoch kann man aber nicht herbeilocken. Man kann sich höchstens als sympathisch darstellen. Reicht aber Sympathie für ein gelungenes Leben zu Zweit? Vielleicht, das hängt davon ab, wie Sie den Begriff „Liebesbeziehung“ mit Inhalten füllen.

Das ist nicht so einfach, wie man oft meint. Denn ehrlich gesagt stellen wir, wenn wir uns ehrlich darauf einlassen, oft fest, dass viele der Inhalte gar nicht die unsereen sind, sondern wir sie einfach unhinterfragt übernommen haben:
  • weil wir es von unseren Eltern so abgeschaut haben
  • weil es alle irgendwie so zu machen scheinen
  • weil es bei anderen auch zu funktionieren scheint

Zwei Fragen, zwei ehrliche Antworten und es wird Ihnen besser gehen

"Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde", schrieb Hermann Hesse. Doch wenn die Beziehung zu Ende ist, wir selber aber noch mitten drin stecken, dann wirft uns das furchtbar durcheinander. Folgende zwei Fragen können helfen, wieder zu gesunden:

  1. Habe ich mich wirklich wohl gefühlt unterm Strich oder habe ich nicht doch ständig nach einer Reaktion, nach einem lieben Wort, einer lieben Geste bei meinem Partner Ausschau gehalten, das aber nie gekommen ist, trotz allen Versuchen und Hilferufen meinerseits?
  2.  Und wenn ja, ist das wirklich ein Mensch, der zu Ihnen gepasst hätte?
Wenn wir ehrlich sind mit unseren Antworten, dann weisen sie uns den Weg nach vorne. Es kann sein, dass es uns nicht gefällt, was wir ehrlich antworten müssen. Das muss es auch nicht. doch Ehrlichkeit ist letztendlich die Medizin, die uns hilft, langfristig wieder zu genesen.

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