Das ging ein paarmal so hin und her und ihre Grimassen gewannen bei jedem Durchgang an Ausdrucksstärke. Was im Urlaub psychologisch passiert, hier ein paar wissenschaftliche Fakten, die Sie noch nicht wussten.
Psychologisch gesehen sind wir imAusland grosszügiger. Es liegt an den Geldscheinen.
In den zwei Stunden, in denen wir uns unterhielten, kippte mein Gegenüber jedenfalls sechs Flaschen Bier. Als sie mich einlud, mich zu ihr zu setzen, standen da schon drei leere Flaschen. Im Stillen nannte ich sie "kleiner Schluckspecht" (es war und ist aber liebevoll gemeint).Tatsächlich ist es so, dass wir im Urlaub mit uns und anderen eher spendabel sind. Das will der Ökonom Klaus Wertenbroch von der Insead Business School herausgefunden haben. Es liegt vor allem an den fremden Geldscheinen. Je grösser die aufgedruckten Zahlen, desto mehr geben die Reisenden aus.Getestet wurde an Amerikanern in Deutschland, Hongkong und USA.
Ich jedenfall bekam von meinem asiatischen Gegenüber auch ein Bier spendiert. Nett!
Was passiert zum Beispiel in Ihrem Gehirn, wenn sie das sehen:
Ja, das war die Kulisse, vor der das Ganze sich abgespielt hat. Aber was bei einem solchen Foto laut der Urlaubsforschung von Leigh Thompson von der Kellogg School of Management und Terence Mitchelll von der Foster School of Business im Gehirn passiert, ist Folgendes:
Unser
Gehirn arbeitet assoziativ.
Strand, Meer, Sonne sind visuelle Impulse, unser Gehirn assoziiert damit jedoch bestimmte Erfahrungen: Wärme, gute Laune, Entspannung ... Im Gehirn feuern die ensprechenden Neuronen. So kommt es, dass wir im Nachhinein unsere Vergangenheit oft schöner in Erinnerng haben als zu dem Zeitpunkt, an dem wir sie wirklich erlebt haben.
Deshalb gibt es die "gute alte Zeit" - in unserem Kopf. Unser Gehirn "verklärt" unsere Erinnerung und Vergangenheit immer etwas. Das spendierte Bier von meiner asiatischen Gastgeberin was allerdings schon gut, als ich es bekam, nicht erst in der Erinnerung.
Entspannung braucht Zeit
Was übrigens schon jeder weiss, dass Entspannung Zeit braucht, ist auch wissenschaftlich bestätigt. 1995 bewies Peter Totterdell von der Universität von Sheffielt, dass die Erholung proportional zur Länge der Auszeit steigt. Getestet wurden Schichtarbeiter, Krankenschwestern. Je länger deren Urlaubszeit am Stück, desto grösser ihre Erholung und desto besser auch ihre Laune bei Arbeitswiederaufnahme.Wenn wir schon bei Gesundheit sind:
Die Framingham-Herz-Studie hat gezeigt, dass (zumindest) Männer, die jedes Jahr verreisten, das Risiko einer tödlichen Herzkrankheit um fast 30 Prozent senken konnten.Mir jedenfalls ging bei meinen Reisen öfters mal das Herz auf. Besonders, wenn mich jemand so herzlich begrüsst wie hier:
Ja, das ist noch ein Baby, und es mag mich anscheinend.
Die Kehrseite der Erholung
Leider gibt es auch beim Thema Erholung einen anderen wissenschaftlich bestätigten Effekt: Die Erholung hält nicht an.Spätestens nach acht Wochen ist Schluss. Im Durchschnitt hält die Erholung zwei Wochen an, für nicht wenige ist aber schon nach einem Tag wieder Ende. Hilft es da, sich zu erinnern? Vielleicht gerade, weil unser Gehirn unserer Erinnerung ja immer einen Glanz hinzufügt? Oder sinkt die Stimmung dabei noch mehr?
Ich jedenfalls muss lächeln bei der Erinnerung an "meinen" "kleinen Schluckspecht". Die zwei Stunden am Mittagstisch mit ihr waren sehr kurzweilig. Ich habe meine Gastgeberin übrigens nie wiedergesehen. Ich hoffe, es geht ihr gut. Liebe Grüsse von jenseits des Ozeans. Und nochmals danke für das Bier!
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