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12. August 2016

Wenn Depression bei Ihnen einzieht

Worauf Sie achten sollten:

Die trockenen Zahlen zuerst


Die Anzahl derer, die wegen Depression stationär im Krankenhaus behandelt werden, hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Vor 20 Jahren waren es 3,7 von 1000 Versicherten (Barmer GEK), 2010 bereits 8,5 von 1000. Zugleich gestiegen ist die Rückfallquote.

Der Aufenthalt im Krankenhaus dagegen wurde kürzer. Vor 20 Jahren waren es 45 Tage, jetzt sind es nur mehr 31. Was zuerst gut klingt, ist jedoch zweischneidig. Denn die Depressionspatienten sind in Deutschland zwar kürzer in der Klinik, dafür aber häufiger. Das ist die schon erwähnte sehr hohe Rückfallquote.


Depression als häufigste Ursache für jahrelange Schädigung der Lebensqualität


Depression kommt in Deutschland so häufig vor, dass viele von einer Volkskrankheit sprechen. Man sprich von fünf Prozent der Bevölkerung, etwa vier Millionen. Zehn Prozent in Deutschland erkranken einmal in ihrem Leben. Die Deutschen als Depressive! Die WHO nennt Depression als häufigste Ursache für jahrelange Schädigung der Lebensqualität.

Was sind das für Symptome?

  • gedrückte Stimmeng, Interessensverlust, Feundlosigkeit
  • Die Stimmung ändert sich von Tag zu Tag wenig und reagiert nicht auf jeweiligen Lebensumstände, weist aber Muster in den Tagesschwankungen auf
  • Antrieb und Energielevel sind unten. Weniger Aktivität und schnelle Ermüdung sind die Folge

weitere häufige Symptome:

  • Konzentration und Aufmerksamkeit fallen einem schwer
  • Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind geringer
  • mögliche Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit treten auf
  • negative, pessimistische Zukunftsaussichten dominieren
  • Suizidgedanken, Selbstverletzung, Suizidhandlungen treten auf
  • Schlafstörungen sind lange Begleiter
  • verminderter Appetit, oft ist auch eine signifikante Gewischtsveränderung ablesbar


Alltägliche Aufgaben zu erledigen oder kleinste Entscheidungen zu treffen, ist schwierig. Die Betroffenen verlieren das Interesse an sich, an ihrer Umwelt. Was folgt, ist ein Rückzug aus dem Freundeskreis. Hobbys werden aufgegeben, die Arbeit ist kaum bis gar nicht mehr zu erledigen. Angst-, Schuld- oder Minderwertigkeitsgefühle stellen sich ein, das Gefühl der Freude ist komplett weg.


Vielfältige mögliche Begleitsymptome

Körperliche Symptome: Schlafstörung, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Herzrasen, Enge- oder Druckgefühl im Brustbereich, ein Stechen, Brennen oder Druck im Herzen, Herzklopfen oder Herzrasen.

Ein schleppender oder kraftloser oder gebeugter Gang, ein verbissener, ein starrer oder wie festgemeißelter ernster Gesichtsausdruck, hängende Schultern - für Außenstehende bieten Betroffene oft ein niederschmetterndes Bild.

Im Hals-, Nasen- und Ohrenbereich: Druck auf den Ohren, Ohrengeräusche, Schmerzen oder schlechteres Hörvermögen, Kloß im Hals, der Hals ist wie zugeschnürt, der Mund brennt oder fühlt sich trocken an.

Der Kreislauf kann "wegkippen", Schwindelgefühle, "weiche Knie" können auftreten, der Betroffene spürt Hitzewallungen oder Kälteschauer, bekommt oft kalte Hände / Füße, ihm ist schnell zu kalt / zu warm, ungewöhliches Zittern, Blutdruckschwankungen ... auch physisch grundlose Schmerzen in den Zähnen, ein Gefühl, als ob das Gebiss nicht passt kann sein. Ebenso wie nächtliches Zähneknirschen oder auffälliges "Zähne zusammenbeißen".


Hilfe?

In einer Befragung von 1700 Patienten gaben diese ein Jahr nach der Entlassung 69 Prozent an, dass es ihnen besser gehe, aber 59 Prozent hatten immer noch mittlere bis schwere Symptome. Das Gefühl zu haben, es geht besser, bezieht sich also nicht unbedingt auf die Symptome.


Die gute Nachricht ist, dass es viele Möglichkeiten der Behandlung gibt. Depression ist sehr gut erforscht. Eines aber ist für alle, Betroffene, Angehörige, Umgebung wichtig zu lernen: es geht nicht über Nacht. Depression ist eine komplexe Sache und auf so etwas gibt es keine simplen Antworten.


Bei Misserfolgen oder Schicksalsschlägen ist die Welt für einen ärmer geworden ist. Bei einer Depression dagegen ist nicht die Welt verarmt, sondern das eigene Ich. Das als normale Stimmungsschwankungen abzutun, bei denen man sich "halt zusammenreißen soll", wäre so ziemlich das Dümmste, was man Betroffenen sagen könnte.


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