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3. April 2016

Hypnotiseure missbrauchen Klienten sexuell

Verbrechen und Hypnose - eine alte Kombination in den Schlagzeilen
Wieder eine Meldung über kriminelle Hypnotiseure. Diesmal über deren Verurteilung wegen
sexuellen Missbrauchs. Was gut ist, denn Leute, die ihre therapeutische Position oder ihr Coaching - Handwerk missbrauchen, gehören weg vom Markt.

Unabhängig davon, ob die Urteile jetzt zutreffend sind oder nicht, ob rechtskräftig oder nicht, dahinter steckt ein ernstes Problem. Und die Ausbildungsangebote sind demgegenüber blind.

Ich habe viele kennengelernt, die Hypnoseausbildungen anbieten. Hypnoseausbildungen sind teuer. Damit habe ich kein Problem. Autos sind auch teuer und Menschen geben viel Geld für wesentlich dümmere Sachen aus. Anti-Aging-Produkte zum Beispiel.

Was den Hypnoseausbildungen fehlt

Natürlich gibt es hinsichtlich der Hypnose, die in den verschiedenen Ausbildungen gelehrt wird, unterschiedliche Qualitätsstandards. Wie überall. Aber egal, ob hohe oder niedrige Qualität, eines haben alle Hypnsoeausbildungen, die ich in Deutschland kenne, gemeinsam:


Ethik kommt in ihnen nicht vor. Ethik scheint sch****egal zu sein.



Einerseits nachvollziehbar, denn die Anbieter sind nicht alle psychologische Psychotherapeuten, sondern stammen zuweilen aus völlig anderen Berufen, wo sie sich nie gross mit ethischen Reflektionen beschäftigt haben.

Aber auch psychologische Psychotherapeuten haben von Ethik oft erschreckend wenig Ahnung. Meist beschränkt es sich auf irgendwas zwischen Hippokratischen Eid und einer schwammigen "wir wollen helfen und sind der Humanität verpflichtet"-Einstellung, gepaart mit ein paar Regeln, was man besser unterlassen sollte.

Ein vertieftes Nachdenken, das auch unterschiedliche Ethikarten mit einschliesst plus ein echtes persönliches Hineinleben, für welche Ethik ich als Behandler stehen will, unterbleibt.



Letztendlich ist für die meisten Anbieter ein Ausbildungsangebot schlicht und einfach ein Produktverkauf: "Hey, wir sind Unternehmen, wir bieten ein Produkt namens Hypnose. Wir sind keine Erzieher". Den letzten Satz stimme ich voll und ganz zu. Der Rest ist sehr hinterfragbar.

Therapie ist mehr als die Ausbildungsanbieter präsentieren

Denn die therapeutische Arbeit (und auch ein coaching) erfordert wesentlich mehr, als nur ein Handwerk zu lernen und dann anzuwenden. Das kann ich bei einer Tischlerlehre machen. Holz ist geduldig. Und die wenigsten haben eine Neigung, Tische sexuell zu missbrauchen. Und selbst wenn, wäre es dem Tisch egal. Aber Menschen sind keine Tische und die Arbeit mit ihnen braucht weitaus mehr Qualitäten.


Damit also die Dinge wirklich zur Sprache kommen können, muss der Therapeut einen Schutzraum gewährleisten. Menschen, die in die Therapie kommen, verlassen sich darauf. Ein Therapeut, der diesen Schutzraum zerstört, ist untragbar.


Faktor Mensch

Dieser Schutzraum wird nur durch eines gestaltet: Durch die Persönlichkeit des Therapeuten. Die Aufgabe ist anspruchsvoll. Ich erwarte von einem Therapeuten, dass er sich seiner bewusst ist, dass ihn nicht seine unbewussten Regungen, Wünsche und Probleme so ins Handwerk pfuschen, dass er seine Arbeit schmeisst. Ich erwarte Selbstreflexion und Selbstkontrolle bei einem Therapeuten. Genau so wie ich von einem Chirurgen erwarte, dass er, wenn er mich aufschneidet, nicht in Panik verfällt. Ethik ist für mich etwas anderes, als theoretisches Wissen. Es ist gelebte Haltung.

Was erforderlich wäre

Kein Mensch muss also mehrere Jahre ein Studium in Ethik oder praktischer Philosophie hinter sich bringen, wie es in meinem Lebenslauf der Fall war. Ein Therapeut oder Coach sollte aber erfahren und geschult sein, wie ethische Diskurse und ihre Anwendung wirklich fundiert in den Alltag umzusetzen sind, anstatt sich auf ein paar vorgetragene - meinst begründungslose - Regeln  auszuruhen.


Auch auf die Gefahr hin, dass es sehr altbacken klingt: Wer therapeutisch arbeitet, sollte mindestens über so viel Selbstreflexionsfähigkeit und Unabhängigkeit gegenüber seinen eigenen Strebungen verfügen, dass er kein Täter wird. 



Ein unreflektierter Therapeut / Coach, der seine eigenen Probleme und Verwirrungen an seinen Klienten auslässt, ist jedenfalls nicht in der Lage, seinen Beruf auszuüben.

Quellen

  • hier die Nachricht über die Hypnotiseure

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