Ihr Partner hat Sie betrogen - nehmen Sie ihn zurück? Und was ist besser für die Kinder?

lover's quarrel (Photo credit: alexdecarvalho creativecommonslicenses)

Für manche kommt das Geständnis überraschend: "Es existiert jemand anderes, ich will die Scheidung." Oder die Affäre fliegt auf und der Partner trennt sich sofort.

Beiden Situationen ist gemeinsam: Es gibt keine Debatten, die Zukunft der Partnerschaft ist klar: es gibt keine. Bei vielen aber ist es nicht so. Und so steht der / die Betroffene  vor der Frage: Nehm ich ihn / sie zurück?


Wenn sich jemand außerhalb der Partnergemeinschaft verliebt und diesem Verlangen auch nachgeht, zieht das viele schmerzhafte Konsequenzen nach sich. So bestürzend es auch ist, in den meisten Fällen wissen die noch Verheirateten, dass das Beste, was sie machen können, ist, die Finanzsituation zu klären, bevor viel Geld aus der gemeinsamen Familienkasse zugleich mit dem / der künftigen Ex zur Neuen hinüber wandert.

Wenn es kompliziert wird

Verworrener werden die Dinge, wenn beteuert wird, das sei ein Ausrutscher gewesen, es habe absolut nichts bedeutet, man sei ein Idiot gewesen. In Wirklichkeit liebe man nur sie oder ihn, seinem Partner. Und er oder sie bittet inständig, ihm / ihr zu vergeben.

In solchen Fällen ist man gezwungen, sich über sich und die Situation, über Familie, über die Kinder nachzudenken. Man steht vor der Entscheidung: "Soll ich meinen Partner zurück nehmen? Meint er es ehrlich oder wird er es wieder tun? Kann die Beziehung gerettet werden? Kann man mit jemandem, der einem so belogen hat, weiterhin zusammen sein?"

Wie entscheidet man? Nach welchen Kriterien?

Manche denken, in einer solchen Situation ist es der Mann, der immer gewinnt, die Frau immer diejenige, die verliert. Denn falls sie die Scheidung will, ist er frei, sich mit der Neuen ein Leben aufzubauen. Und gesetz dem Fall, sie nimmt ihn zurück, was hat er daraus gelernt? Dass er mit seinen Affäiren durchkommt!
Wer so denkt, dem liegt der Gedanke nicht fern, dass der abtrünnig gewordene Partner deshalb irgendwie büßen muss. Kein guter Start für einen Neuanfang, in welche Richtung dieser auch immer gehen soll. Wie man es auch dreht und wendet, es scheint schief zu werden.

Wenn Kinder im Spiel sind

Sind keine Kinder da, ist eine Entscheidung natürlich leichter, denn es gibt weniger, was zu berücksichtigen ist. Mit Kindern ist es eine ganze Ecke komplexer. All die Dinge, an denen die Kinder fortan erinnert werden, dass Vater und Mutter sich nicht mehr verstehen:
Geburtstagsfeiern, Schulabschlussparties, der Abschlussball beim Tanzkurs, Feiertage, Weihnachtsfeste, Familienfeiern, Hochzeiten, Beerdigungen - für die Kinder wird bei solchen Gelegenheiten immer einer fehlen und das Gefühl eines Verlustes begleitet sie weit über den Stichtag der Trennung der Eltern hinaus.

Ist es also besser, die Familie zusammen zu halten? Ein unglückliches Zuhause aber ist für Kinder nachweislich schlimmer als geschiedene Eltern. Was also nun? Ein schwieriges Dilemma.

Es gibt ein ranking, was gut für Kinder ist und was weniger:

1. Das Beste, was Sie für ihre Kinder tun können, ist eine intakte Partnerschaft in Liebe, Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung und mit kompetenter Konfliktfähigkeit zu leben.
2. Eine Trennung und Scheidung mit kompetenter and angewandter Konfliktbewältigung ist für Kinder besser als eine vergiftete Familienatmosphäre.
3. Wenn beide dem anderen zugestehen, seine Elternrolle gegenüber den Kinder nach der Trennung / Scheidung wahrzunehmen, ohne sich bei den Kindern über den Ex-Partner zu beschweren und ihn schlecht zu machen, ist das für die Kinder besser, als wenn das Gegenteil gelebt wird.

Ebenso gibt es grundsätzliche Haltungen, die gut sind und solche, die schädlich sind

1. Jemand, der die Vergangenheit nicht überwinden und sich von ihr nicht lösen kann, ist für Kinder ein schlechteres Vorbild, als jemand, der es kann.
2. Der, der Genugtuung empfindet bei dem Gedanken, der moralisch Überlegenere zu sein, erkauft sich seinen emotionalen Ausgleich mit der Geringschätzung dessen, für den er einmal tief empfunden hat. Und damit auch einen großen Teil seiner selbst.
3. Jemand, der das Geschehene nicht überwinden kann und sich keine Hilfe holt, um daran zu arbeiteten, trägt die Verantwortung, dass er Leid und erfahrenes Unglück selber weiter aufrecht erhält und es unbewusst oder auch bewusst an seine Kinder oder an andere weiter gibt. Das haben diese nicht verdient.
4. Es ist unsinnig, eine Tür zuzuschlagen, wenn man sie angelehnt lassen kann. Das heißt, wenn es Anzeichen gibt, die es Wert machen, die Beziehung zu retten, dann ist sie es auch wert, es zu versuchen.
5. Es ist immer leichter, etwas zu zerstören als etwas aufzubauen. Eine Beziehung kann immer beendet werden, ein Neufang ist nicht immer möglich.
6. Das Leben ist zu kurz, um enttäuscht oder trotzig alleine zu bleiben, genau so, wie sich von einer Beziehung zur nächsten zu hangeln. Beides ist unproduktiv.
7. Wer sich von Gefühlen leiten lässt, ist wie ein Schiff ohne Anker.
   Wer sich nur vom Verstand leiten lässt, ist wie ein Schiff ohne Segel.
   Nur mit beidem ist ein Schiff hochseetüchtig. Spielen Sie Gefühl und Kopf gegeneinander aus, sind Sie auf der Verliererseite. Der Satz "das muss man vernünftig regeln" ist genau so unproduktiv wie "das ist mir zu rational".

Wie auch immer man sich entscheidet, es ist eine der Entscheidungen, die nicht nur das eigene Leben unwiederbringlich verändert, sondern auch das anderer Menschen. Es gilt, klug zu wählen.