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Möglich ist, dass der Schmerz sich verringert oder sogar verschwindet. Das bedeutet, dass Medikamente reduziert werden können. Zudem können die körpereigene Abwehr und die Selbstheilungskräfte gestärkt werden.
Chronischen Schmerzen
In der Regel wird bei Schmerzen zuerst nach physischen Ursachen gesucht - was definitiv richtig ist. Schmerz hat eine Signalfunktion, dass etwas nicht stimmt. Doch nicht immer bedeutet ein Schmerzsignal, dass es auch eine Verletzung oder Störung gibt. Manchmal sendet das System einfach Signale, obwohl da nichts ist. Stichwort: Chronische Schmerzen.Körper und Psyche sind beide betroffen
Oder aber die Ursache ist statt einer körperlichen eine psychische Verletzung, zum Beispiel posttraumatische Belastungsstörung. Ohne Einbezug der emotionalen Komponenten, ist die Behandlung einseitig. Denn selbst geistige Einstellungen können uns krank machen. Jeder Gedanken und jede Gefühlsregung hat eine physikalische, sprich körperliche, Komponente. Das eine geht nie ohne das andere. Wer meint, er sei deswegen ein "Psycherl", der hat noch ein veraltetes Weltbild eines René Descartes, der Körper und Geist als zwei getrennte Einheiten definiert hatte. (Nur zur Info: Descartes lebte im 17. Jahrhundert!)In Wirklichkeit weiß man, dass Psyche und Körper nie zwei, sondern immer als eines funktionieren und sich durchdringen.
Doch kann man immer von zwei Seiten durch eine Tür gehen. Somit ist das Schmerzempfinden durch psychologische Strategien beeinflussbar.
Schmerzausschaltung hat in der Hypnose eine lange Geschichte
Manche Forscher behaupten sogar, dass Analgesie, die medizinische Schmerzausschaltung, eine der ältesten Einsatzgebiete in der Hypnose sei. Hypnose wurde in der Geschichte bei Operationen eingesetzt, bevor es Äther oder Chloroform gab. Auch heute arbeiten viele Zahnärzte mit Hypnose, besonders dann, wenn ihre Patienten die Betäubunsspritze nicht vertragen. Und dabei geht es nicht nur ums Abschleifen oder Bohren, sondern auch um Resektionen bei Wurzelspitzen oder dem Ziehen von Weisheitszähnen. Ein "netter" Nebeneffekt dabei: Mit Hypnose kann auch die Blutung beeinflusst werden.Ein Beispiel von mir
Eine meiner Patientinnen war eine alte Frau, über 70 Jahre, deren Wirbelsäulenknochen so porös waren, dass ab und an ein Wirbel "zerbröselte". Da an der Wirbelsäule die Leitungen sind, die die Infos zum Thalamus senden, bekam das Gehirn natürlich regelmäßig die Meldung über die Beschädigung. Die Folge war chronischer Schmerz.Warum sich die Patientin für Hypnose entschied? Weil die Ärzte ihrer Tochter gesagt hatten, "wir können die Dosis an Schmerzmittel schon noch erhöhen, aber dann stirbt sie wahrscheinlich an einer Überdosis". Das klang brutal, war aber schlicht die Wahrheit.
Das "Gute" daran war - wenn man es überhaupt so nennen kann - dass diese alte Frau sehr motiviert war und sich wirklich zu 100 Prozent auf die Hypnosebehandlung einlassen konnte. Ebenso wollte sie ohne Zögern die Selbsthypnose erlernen, um selber den Schmerz beeinflussen zu können. Durch die Fremd- und anschließende Selbsthypnose gelang es das Schmerzempfinden auf ein erträgliches Maß "herunterzuschrauben".
In einem Fall wie diesem kann man nicht von Heilung in dem Sinne sprechen, dass die Schmerzen aufhören. Denn die Wirbel werden weiter brechen. Daran lässt sich nichts ändern. Aber an der Intensität der Schmerzen konnte etwas geändert werden.
Herausragende Bedeutung soll schließlich eine Beobachtung haben, die Prof. Brian D. Kiernan 1995 an der Universität von Virginia machte. Er hatte einen bestimmten Reflex im Rückenmark untersucht, der normalerweise durch Schmerzreize ausgelöst wird. Das Ergebnis war eindeutig. Bei Menschen in Trance ist dieser Schmerzreflex wesentlich weniger ausgeprägt als bei Kontrollpersonen. Mehr noch: Je schwächer der Reflex, desto geringer war auch der subjektiv empfundene Schmerz, von dem die Probanden berichteten - eines der bislang deutlichsten Indizien dafür, daß es unter Hypnose zu einer echten Linderung von Schmerzen kommt und sich Menschen diesen Effekt nicht nur einbilden. (1)
Die alte Dame hat, wie ich gehört habe, die Selbsthypnose bis zu ihrem Tod weiter gepflegt. Ab und an denke ich nach all den Jahren noch an sie. Sie war eine tapfere alte Lady. Wo immer sie jetzt ist, ich wünsche Ihr das Beste.
Wenn es nicht der Körper ist
Sehr häufig spielen bei chronischen Schmerzen innere psychische Dynamiken und unbewusste Konflikte eine Rolle. Dann muss es darum gehen, diese Themen zu bearbeiten und einer Auflösung zuzuführen. Da es sich dabei oft um eine Vielzahl von schmerzhaften biographischen Ereignissen handelt, braucht es eine entsprechende Motivation von Seiten des Klienten. Dabei ist ein verbissenes, mit Gewalt Dranbleiben genau so schädlich, wie ein "Nein, so will ich das nicht". Beim ersten ist es der Druck, den man sich selber macht und der den Schmerz eher verstärkt, beim zweiten ist es die generelle Abwehr, die einen möglichen Erfolg verhindert.Hypnose ist vielfältig
In tiefer Hypnose lässt sich mit Suggestionen die Schmerzempfindlichkeit gut beeinflussen. Sie kann generell oder auf bestimmte und wechselnde Körperteile konzentriert werden und so gezielt lokal Schmerzempfindungen beeinflussen. Mit Selbsthypnose kann jeder lernen, diesen Zustand selber herzustellen. Je mehr physische Ursachen verantwortlich für die Schmerzen sind, desto besser ist die Selbsthypnose. Sind es mehr psychische Faktoren, ist die Hypnose durch einen Hypnotherapeuten zu empfehlen.Manchmal gibt es aber auch einen unbewussten Konflikt: ein Teil in einem will unbedingt gesund werden, ein anderer Teil jedoch blockiert. Schließlich sind wir alle nicht eindimensional, sondern vielschichtig. Und oft sind wir uneins mit uns selbst. Genau das kann auch mit den Persönlichkeitsanteilen der Fall sein, die tiefer in uns verwurzelt sind und uns nicht einmal bewusst sind. Mit Hpynose besteht die Möglichkeit, so ein Patt aufzulösen.
Beispiele für Anwendungsgebiete der Hypnose bei Schmerzen sind:
- Polyneuropathie (Nerven-Entzündungen)
- Neurome (Nerven-Knoten) nach Nervenverletzungen
- Phantom-Schmerzen (Schmerzen in einer amputierten Gliedmaße)
- Kopfschmerzen, Migräne, Spannungskopfschmerz
- Begleitende Schmerzen bei rheumatischen Erkrankungen
- Fibromyalgie
- Rückenschmerzen, die organisch nicht mehr behandelbar sind
- Restless legs (Schmerzen bei ruhelosen Beinen
- ...
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