"German Angst" ist ein feststehender Begriff im angloamerikanischen Raum. Er bezeichnet eine typische als deutsch empfundene Zögerlichkeit gepaart mit einer typisch deutschen Überheblichkeit. Nachzulesen bei Wikipedia.
Nun sind Stereotype natürlich nie echt, allerdings werden sie geboren durch reale Auffälligkeiten.
Mir ist die "German Angst" öfters begegnet, hier ein Beispiel aus den Familienbeziehungen.
Schräg mir gegenüber nimmt eine Mutter mit ihrem kleinen Kind auf der Bank Platz. Sobald das Kleine sich hingesetzt hat, durchwühlt die Mutter ihre Tasche, holt in Windeseile eine Limo in einem Pappbehälter heraus, sticht mit hastig das eine Ende eines Strohhalms hinein und rammt - so muss man es wirklich nennen - das andere Ende der Kleinen in den Mund.
wiederholt sie in einem Tonfall, der einem an einen panisch gewordenen Rettungssanitäter vor der beinahe Leiche seines besten Freundes denken lässt.
Ja, natürlich, es ist heiß, aber die Kleine sah vorher ganz zufrieden aus. Bei der Mutter aber schoß mir unweigerlich der Gedanke durch den Kopf:
Ich schildere, wie die Dinge auf mich wirken. Denn garantiert bin ich nicht der Einzige in der Welt der Klienten, der so reagiert. Ich kann und darf (das ist der Auftrag an mich) feedback geben, wie die Dinge wirken. So weiß der Klient mehr und kann mehr in seine Entscheidung, was und wie er sich ausdrücken kann, mit einbeziehen. Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin in der Welt meiner Klienten der Einzige, der ihnen ein ehrliches und fachliches feedback gibt.
Manche sind anscheinend der Überzeugung, wenn sie sich nicht reinsteigern, sind sie keine guten Mütter. Es gehört anscheinend zum guten Ton, wie komplett überfordert, gereizt und überlastet für alle sichtbar durch den Tag zu laufen.
Manchmal wirkt es so, als ob Familie die größte Belastung wäre, die man im Leben haben kann und eigentlich sei so etwas ja unzumutbar und wenn man es genau nimmt, ein Verstoß gegen die Genfer Konvention.
Darf man das sagen? Ja, ich nehme mir das heraus. Als Hypnotherapeut mit Schmerztherapie als Focus lernt man Leute kennen, die furchtbare Schmerzen haben. Man lernt Leute kennen, denen der Arzt sagt, wenn sie die Morphiumdosis erhöhen, sterben sie irgendwann an einer Überdosis.
Als Theologe lernt man Leute kennen, deren Kinder oder Partner sterben mussten … und gemessen an all dem soll Familie eine unzumutbare Belastung darstellen? Sorry! Ein Monat Praktikum in Afghanistan könnten diese Vorstellung kurieren.
Ich fühle mich immer an einen alten Professor erinnert, der während seiner Vorlesung einmal vor uns Studenten kurz vor der Prüfungszeit gesagt hatte:
Meine Erfahrung zeigt: Wenn wir unsere eigene Rolle nicht so wichtig nehmen, wird vieles von alleine leichter.
Denn man kann nur scheitern damit. Niemand kann jemand vor irgend etwas bewahren. Never ever! Wenn es so wäre, gäbe es keine Drogentoten. Tote unter Jugendlichen schon gar nicht!
Selbst das Strafgesetz kann es nicht verhindern. Mit dem Gesetzbuch können Sie nur verhindern, dass einer die selbe Tat zweimal begeht.
Sie können jemand lebenslang einsperren. Natürlich! Aber dass eine Tat geschieht, das können Sie nie verhindern.
Sie können nicht einmal garantieren, dass ihr Kind heil zur Schule kommt. Jemandem Leid ersparen zu wollen, kann man als nobel ansehen, zu meinen, es auch zu können, ist schlichtweg Realitätsverlust. In der geschlossenen Anstalt sitzen Leute für weniger.
Das ist natürlich ein Schwarz-Weiss-Denken, ähnlich dem von Teenagern, dessen Leben man komplett zerstört, wenn sie nicht genau auf diese eine Party heut Abend lässt.
Und die lautet: es gibt keine full-service-all-around-Garanie in deinem Leben. Auch nicht in dem deiner Kinder.
Rein intellektuell können wir dem zustimmen. Aber wie ist es mit uns wirklich bestellt? Wie ist es, wenn die Ereignisse so sind, dass sie diesem Glauben einfach vom Tisch wischen? Wenn unser aufgebautes Leben zusammenbricht?
Die einzig richtige Nachfrage wäre: "Wie kommst du darauf?"
Wenn wir uns ehrlich auf diese Frage einlassen, dann werden wir merken: es gibt keine nachzuvollziehende Begründung, dass es sinnlos sein muss. Es kann angesichts der Tatsache, dass es keine Sicherheit gibt für uns, das Leben gerade sehr sinnvoll sein.
Gerade weil es keine Sicherheit gibt, haben wir die Aufgabe, unser Leben, so oft es geht, wertzuschätzen, anstatt die guten Dinge als zu selbstverständlich zunehmen. Wir sollten die Augenblicke wirklich genießen.
Einer der Sätze, die mir in meiner Ausbildung hängen geblieben ist, stammt von meinem Ausbilder und Hypnoseausbilder Jerry Kein. Er blickt inzwischen auf ein langes Leben mit viel Arbeit, Erfolgen und Entbehrungen zurück. Und der Satz, um den es geht, stammt aus seiner Abschiedsrede, die er ganz am Ende gehalten hatte, als wir alle schon unsere Zertifikate in den Händen hielten, all die Danksagungen gesprochen und die Abschiedsgeschenke verteilt waren. Als all das schon vorbei war, sprach er zu uns ein letztes "good bye", denn für ihn war es wohl seine letzte Ausbildung.
Und ganz zum Schluss kam sein Fazit für uns. Es lautete:
In diesem Sinne schöne Festtage !
Nun sind Stereotype natürlich nie echt, allerdings werden sie geboren durch reale Auffälligkeiten.
Mir ist die "German Angst" öfters begegnet, hier ein Beispiel aus den Familienbeziehungen.
Schräg mir gegenüber nimmt eine Mutter mit ihrem kleinen Kind auf der Bank Platz. Sobald das Kleine sich hingesetzt hat, durchwühlt die Mutter ihre Tasche, holt in Windeseile eine Limo in einem Pappbehälter heraus, sticht mit hastig das eine Ende eines Strohhalms hinein und rammt - so muss man es wirklich nennen - das andere Ende der Kleinen in den Mund.
"Du musst trinken, du musst trinken, du musst trinken, jetzt trink ....!!!"
wiederholt sie in einem Tonfall, der einem an einen panisch gewordenen Rettungssanitäter vor der beinahe Leiche seines besten Freundes denken lässt.
Ja, natürlich, es ist heiß, aber die Kleine sah vorher ganz zufrieden aus. Bei der Mutter aber schoß mir unweigerlich der Gedanke durch den Kopf:
"Jetzt noch ein bisschen mehr reinsteigern und du hast eine Panikattacke vor dir!"Natürlich sollte man das nicht laut sagen. Wahrscheinlich nicht mal in der Therapie. Ich mache so etwas trotzdem (wenngleich ich in der Therapie behutsamer bin als hier).
Ich schildere, wie die Dinge auf mich wirken. Denn garantiert bin ich nicht der Einzige in der Welt der Klienten, der so reagiert. Ich kann und darf (das ist der Auftrag an mich) feedback geben, wie die Dinge wirken. So weiß der Klient mehr und kann mehr in seine Entscheidung, was und wie er sich ausdrücken kann, mit einbeziehen. Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin in der Welt meiner Klienten der Einzige, der ihnen ein ehrliches und fachliches feedback gibt.
Zuweilen macht man dann die Erfahrung:
Manche sind anscheinend der Überzeugung, wenn sie sich nicht reinsteigern, sind sie keine guten Mütter. Es gehört anscheinend zum guten Ton, wie komplett überfordert, gereizt und überlastet für alle sichtbar durch den Tag zu laufen.
Manchmal wirkt es so, als ob Familie die größte Belastung wäre, die man im Leben haben kann und eigentlich sei so etwas ja unzumutbar und wenn man es genau nimmt, ein Verstoß gegen die Genfer Konvention.
Darf man das sagen? Ja, ich nehme mir das heraus. Als Hypnotherapeut mit Schmerztherapie als Focus lernt man Leute kennen, die furchtbare Schmerzen haben. Man lernt Leute kennen, denen der Arzt sagt, wenn sie die Morphiumdosis erhöhen, sterben sie irgendwann an einer Überdosis.
Als Theologe lernt man Leute kennen, deren Kinder oder Partner sterben mussten … und gemessen an all dem soll Familie eine unzumutbare Belastung darstellen? Sorry! Ein Monat Praktikum in Afghanistan könnten diese Vorstellung kurieren.
Ich fühle mich immer an einen alten Professor erinnert, der während seiner Vorlesung einmal vor uns Studenten kurz vor der Prüfungszeit gesagt hatte:
"Meine Damen und Herren, ich weiß, jeder Professor sagt Ihnen, sein Fach sei das Wichtigste. Aber glauben Sie mir: Meines ist wirklich das Wichtigste!"
Meine Erfahrung zeigt: Wenn wir unsere eigene Rolle nicht so wichtig nehmen, wird vieles von alleine leichter.
Eltern wollen ihren Kindern alles ersparen. Das ist falsch.
Es gibt in der Erziehung wenig, das so komplett falsch ist. Aber das ist so etwas. Das einzige, was Sie damit erreichen, ist Stress, unnötige Quälerei und am Ende ständig lügen zu müssen, man hätte Erfolg damit gehabt.Denn man kann nur scheitern damit. Niemand kann jemand vor irgend etwas bewahren. Never ever! Wenn es so wäre, gäbe es keine Drogentoten. Tote unter Jugendlichen schon gar nicht!
Selbst das Strafgesetz kann es nicht verhindern. Mit dem Gesetzbuch können Sie nur verhindern, dass einer die selbe Tat zweimal begeht.
Sie können jemand lebenslang einsperren. Natürlich! Aber dass eine Tat geschieht, das können Sie nie verhindern.
Sie können nicht einmal garantieren, dass ihr Kind heil zur Schule kommt. Jemandem Leid ersparen zu wollen, kann man als nobel ansehen, zu meinen, es auch zu können, ist schlichtweg Realitätsverlust. In der geschlossenen Anstalt sitzen Leute für weniger.
Warum sitzt dann dieses Denken so tief?
Als jemand, der sich mit dem menschlichen Bewusstsein beschäftigt, sehe ich natürlich eine bestimmte Dynamik zu allererst:Wir glauben, dass wir die Dinge kontrollieren können, weil wir mit der Tatsache, dass die Welt eben nicht sicher ist / nie sicher sein kann, nicht gut klarkommen.Wir verdrängen die Realität, indem wir uns eine eigene zurecht zimmern, mit der wir dann besser klar kommen. Wir reden uns selber ein, dass wir unser Geschick selbst bestimmen können, weil wir ansonsten glauben, dass man sonst eh alles bleiben lassen könnte.
Das ist natürlich ein Schwarz-Weiss-Denken, ähnlich dem von Teenagern, dessen Leben man komplett zerstört, wenn sie nicht genau auf diese eine Party heut Abend lässt.
Wir halten fest an den Glauben an Kontrolle und Sicherheit, weil er uns ermächtigt. Wir fühlen uns stark dadurch. Und wir wollen das Leben in den Griff kriegen.
Der Preis, den wir zahlen:
Wenn die Dinge dann richtig schief laufen, haben wir keine Strategien, wie wir mit dem, was nicht sein darf, gut umgehen können. Statt dessen probieren wir, mit anderen Ablenkungsverhalten, uns weiterhin zu beschwichtigen.- Manche essen zu viel.
- Manche trinken zu viel.
- Andere stürzen sich in die Arbeit.
- Wieder andere Computern bis auf Teufel komm raus.
- Die Nächsten schlucken Pillen.
Und die lautet: es gibt keine full-service-all-around-Garanie in deinem Leben. Auch nicht in dem deiner Kinder.
Rein intellektuell können wir dem zustimmen. Aber wie ist es mit uns wirklich bestellt? Wie ist es, wenn die Ereignisse so sind, dass sie diesem Glauben einfach vom Tisch wischen? Wenn unser aufgebautes Leben zusammenbricht?
Was dahinter steckt
Hinter dem Wunsch, die Dinge (und zuweilen auch die anderen) kontrollieren zu wollen, steckt unsere Angst vor dem Abgrund. "Wenn es so ist, dann hat ja alles keinen Sinn!"Die einzig richtige Nachfrage wäre: "Wie kommst du darauf?"
Wenn wir uns ehrlich auf diese Frage einlassen, dann werden wir merken: es gibt keine nachzuvollziehende Begründung, dass es sinnlos sein muss. Es kann angesichts der Tatsache, dass es keine Sicherheit gibt für uns, das Leben gerade sehr sinnvoll sein.
Gerade weil es keine Sicherheit gibt, haben wir die Aufgabe, unser Leben, so oft es geht, wertzuschätzen, anstatt die guten Dinge als zu selbstverständlich zunehmen. Wir sollten die Augenblicke wirklich genießen.
Einer der Sätze, die mir in meiner Ausbildung hängen geblieben ist, stammt von meinem Ausbilder und Hypnoseausbilder Jerry Kein. Er blickt inzwischen auf ein langes Leben mit viel Arbeit, Erfolgen und Entbehrungen zurück. Und der Satz, um den es geht, stammt aus seiner Abschiedsrede, die er ganz am Ende gehalten hatte, als wir alle schon unsere Zertifikate in den Händen hielten, all die Danksagungen gesprochen und die Abschiedsgeschenke verteilt waren. Als all das schon vorbei war, sprach er zu uns ein letztes "good bye", denn für ihn war es wohl seine letzte Ausbildung.
Und ganz zum Schluss kam sein Fazit für uns. Es lautete:
Life is meant to enjoy.
In diesem Sinne schöne Festtage !
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