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7. März 2013

Woran wir erkennen, was für uns wichtig ist


Photo By Courtesy Barrett-Jackson/
George Barris, File
"The Batmobile just sold for $4.2 million." Das war doch mal eine Nachricht!

Es handelt sich dabei um das Orginal aus der TV-Serie der 60er Jahre mit Adam West in der Titelrolle.
Wer so viel Geld für ein Auto ausgibt, der verbindet mit dem Produkt mehr als bloß einen fahrbaren Untersatz. Hier eine Betrachtung des alten Themas "Werte" und "Wertevermittlung", praktisch statt akademisch.

Über Werte wird breitflächig außerhalb der Beschäftigungstherapie für Kamingespräche meist nur diskutiert, wenn wieder irgend etwas schief gelaufen ist. Das letzte Mal war es während der Finanzkrise.



Werte sind das, was den Dingen Bedeutung gibt. 
Sie drücken das aus, was wichtig ist und sind gleichzeitig etwas, wonach jemand strebt. Sie zeigen Richtung und Ziel und sind gleichzeitig Motor. Sprachlich zeigen sich Werte in eher in abstrakten Hauptwörtern, zum Beispiel: Gesundheit, Erfolg, Freizeit, Arbeit, Selbstverwirklichung etc.

Manches davon wählen wir mehr oder weniger selbst, das meiste haben wir vorgefunden und für uns passend übernommen oder weiterentwickelt. Jedoch das meiste davon nicht bewusst.

Uns war in bestimmten Lebensphasen unterschiedliches wichtig.Selten wird darüber reflektiert. Egal erst mal, unsere Werte wandeln sich mit uns.

Warum wir oft einem Denkfehler aufsitzen

Der Denkfehler heißt: zu glauben, dass es immer gleich bleibend gültige Werte in unserem Leben gibt. 

Dieser Irrtum kommt durch unsere Sprache zu Stande. Da Werte in abstrakten Worten zum Ausdruck kommen, sagen diese über den konkreten Inhalt nämlich erst einmal gar nichts aus. Aber unsere Sprache tut aber so, als wäre bereits alles klar.

Zum Beispiel der Wert "Erfolg". 

Jeder glaubt sofort zu wissen, was das bedeutet. Aber in Wirklichkeit stimmt das gar nicht. Erfolg als wichtiger Wert bedeutet für jeden Menschen etwas anderes. Selbst das Begriffspaar "beruflicher Erfolg" heißt nicht automatisch bei jedem das selbe. Für den einen mag es der hohe Kontostand sein, für den anderen ist es Vereinbarkeit Familie und Beruf, für einen weiteren die eigene "Beinfreiheit beim Forschen". Alle Beispiele aber subsummieren sich unter der Überschrift "beruflicher Erfolg".

Ein weiteres kommt hinzu:  

Je abstrakter die Worte, in denen die Werte sich ausdrücken, um so universaler erscheinen sie. Zum Beispiel könnte jemand den Wert haben "ein gutes Leben" zu führen. Diese Formulierung ist hoch abstrakt und jeder könnte wohl ohne viel Nachdenken sagen, das wäre auch seines.

Es ist Sinn von solchen abstrakten Formulierungen, dass jeder leicht zustimmen kann. Das verführt zu der Annahme, dass jeder auch irgendwie das selbe damit verbindet. Das stimmt aber nicht. Ein "gutes Leben" schaut für jeden anders aus. In Wirklichkeit beziehen sich Menschen öfters auf verschiedene Inhalte, wenn sie den selben Wert nennen, als dass sie das Gleiche meinen. 


Rein intellektuell ist das alles klar, nur in der jeweiligen Situation, am Arbeitsplatz, in der Partnerschaft, in der Kindererziehung, in konkreten Situationen sieht das oft anders aus. 

Woran erkennen wir, was für den anderen einen Wert darstellt?

Was oft für viel Diskussion sorgt und mit viel Bemühen um differenziertes Denken einhergeht, ist in Wirklichkeit ganz ganz einfach. Was dem anderen wieviel Wert ist, kann man ganz leicht aus der Realität ablesen:

Werte sind das, wofür wir Zeit, Geld und Energie aufwenden.


Alles andere ist verbale Kosmetik! Wer sagt, Bildung sei so wichtig, aber alle Schaltjahr einmal ein Buch liest, ansonsten lieber auf dem Sofa liegt und dem 40 Euro für eine Weiterbildung zu viel sind, für den hat Bildung keinen hohen Stellenwert. Punkt! 
Alles andere, was danach als Entgegnung käme, ist ein Rationalisieren und eine Rechtfertigung, um dieser Wahrheit nicht ins Gesicht schauen zu müssen. 

Solche klassischen Begründungen im Nachhinein sind zum Beispiel: 
  • kann ich mir nicht leisten, 
  • hab keine Zeit, 
  • bin in Sachzwängen eingebunden 
  • ... 

Am Ende steht immer nur ein Argument: 

ich kann gar nichts tun, ich kann mich nicht bewegen, ich bin völlig durch Umstände von außen gezwungen, in dieser Richtung nichts zu unternehmen.

Die Wahrheit dagegen ist: anderes ist mir wichtiger!

Das Gleiche gilt im Privatleben: 


Meine Beziehung, meine Kinder, sind mir total wichtig ... 


Um herauszufinden, ob das wirklich ein Wert ist, könnte man zum Beispiel folgende Fragen stellen:

Ok, wieviel Zeit, Geld, Energie wendest du pro Woche / Monat dafür auf?

In früheren Zeiten mit traditioneller Rollenverteilung der Gschlechter brachte der Alleinernährer Geld
in die Beziehung und erfüllte damit schon mal 30 Prozent der Kriterien. Zeit dagegen war oft auf Sparflamme. Energie ...?

Um die Ranghöhe des Werte abzulesen, braucht es alle drei Kriterien. Das eine kann das andere nicht kompensieren. Also 100 Prozent Geld, aber 0 Prozent Zeit oder Energie für seine Kinder aufwenden, zeugt nicht für einen hohen Punkt auf der Skala. Nicht in einer modernen Gesellschaft.

Das aufgewendete Geld für den Kauf eine Batmobils steht für anderes nicht mehr zur Verfügung. Interessant wären jetzt zu wissen, was mit dem anderen Kriterien ist.


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