Seiten

3. Dezember 2022

Der größte Betrug der Medizingeschichte kommt zu Ende

Elisabeth Holmes betrog die Welt um ein Vielfaches, spielte mit der Gesundheit von Menschen und versuchte bis heuer mit Tricks ihre Verantwortung dafür auf andere zu abzuwälzen. Fachleute sprechen vom größten Betrug in der Medizingeschichte. Jetzt wurde Recht gesprochen.

Ein medizinisches Wunder und ein Wunderkind

Sie proklamierte nichts geringeres als ein medizinisches Wunder. Elisabeth Holmes gab an, eine Maschine erfunden zu haben, die mit nur einen Tropfen Blut an die 200 verschiedene Krankheiten diagnostizieren können. Bishere aufwendige und kostenintensive Bluttests gehörten damit der Vergangenheit an.

Damit täuschte sie viele wohlhabende Investoren um 144 Millionen US-Dollars, etablierte sich als Liebling des Silicon Valley und für Frauen als Inspiration, es im männerdomierten Business an die Spitze schaffen zu können. Sie galt als erste weibliche Selfmade-Milliönarin und Bill Clinton schüttelte vor Bewunderung vor Publikum den Kopf, weil sie ihr Unternehmen mit 17 Jahren gegründet hatte. Das war der alte amerikanische Traum und Pioniergeist als Vorbild für die Welt.

Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, ist es das vermutlich auch

Da alles funktionierte, bis ein Journalist nicht aufhörte, auf präziseren Antworten zu bestehen. Angestellte von Holmes, die sie aufgrund interner Kritik noch nicht gefeuert hatte, hörten auf ihr Gewissen, nahmen Schikanen in Kauf und standen rechtliche Vernichtungsprozesse durch, so dass die Wahrheit schließlich ans Licht kam. Der Wert ihres Unternehmen fiel darauf innerhalb 24 Stunden von neu Milliarden Us-Dollar auf Null.

Manipulation bis zuletzt?

Sie hatte alles versucht, den Prozess zu beeinflussen. Da alles Geld in der Firma steckte, waren ihre Privatmilliarden wohl ebenfalls in Rauch aufgegangen. Bald kamen Meldungen, dass sie nun mit einem Millinärssohn liiert sei, ihre vorherige Beziehung zu ihrem früheren Geschäftsführer war wohl vorbei. Öffentlich bezichtigte sie diesen nun, dass er sie zu diesen Betrug gezwungen hätte und sprach auch von sexuellen Missbrauch. Ein Vorwurf, der sich laut Zeugenaussagen nicht halten lässt. Als dann die gerichtlichen Angelegenheiten gegen Holmes fortschritten, kamen Meldungen über ihre Schwangerschaft. Eine werdende Mutter mit Höchststrafe zu belangen, dazu bräuchte es auf Seiten der Geschworenen schon einiges, würden sie damit ja auch das Leben eines unschuldigen Kindes stark beschädigen.

Kritische Frauen interpretierten die Schwangerschaft dagegen ebenfalls ein einen weiteren Manipulationsversuch von Elisabeth Holmes, um das Urteil zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Ihr erstes Kind kam "pünktlich" vor Prozessbeginn, ihr zweites Kind "pünktlich" vor der Urteilsverkündung.

Im Gerichtssaal

Im Gerichtssaal zeigte sie keinerlei Reue, einer der Zeugen sagte, sie durchbohrte ihn mit Blicken und ihre Augen waren eine einzige Anklage gegen ihn: "Wie kannst Du nur?!" Als sie ihn eingestellt hatte, war, so seine Aussage, ihr Hauptinteresse nicht, welche fachlichen Fähigkeiten er hatte, sondern ob er ein Geheimnis bewahren könne.

Über ihren Anwalt versuchte Elisabeth Holmes ebenfalls, einen der Hauptzeugen als mental krank darzustellen, so dass seine Aussage unbrauchbar gewesen wäre. Von seiner weiteren Karriere ganz abgesehen. Nicht nur finanziell, sondern auch die persönliche Vernichtung wollte Elisabeth Holmes erreichen.

Zugleich sagte sie aus, auf der Uni vergewaltigt worden zu sein. Ebenfalls etwas, um die Sympathie eines Opfers im Prozess und in der Öffentlichkeit zu erlangen? Auch der Tod ihres geliebten Hundes hätte traumatisierend auf sie eingewirkt.

Am Ende zeigte sich das Gericht nicht beeindruckt. Das Urteil lautete schließlich schuldig in vier Anklagepunkten, über elf Jahre Gefängnis.

Ihr Geschäftsführer wunde in zwölf Anklagepunkten für schuldig befunden, das Urteil steht noch aus.

Elisabeth Holmes wird nun bis zur Niederkunft sich in Freiheit befinden, dann hat sie eine kurze Zeit mit ihrem Neugeborenen, bevor sie von ihm getrennt wird und ihre Strafe antreten muss.

Was bleibt?

Hat nun die Gerechtigkeit gesiegt? Frauenaktivistinnen befürchten, dass das alles bedeute, dass in Zukunft Frauen es noch schwerer haben werden, etwas zu erreichen, wegen des Misstrauens. Diejenigen, die aufgrund von Elisabeth Holmes eine falsche Diagnose bekommen und sich Medikamente gekauft haben, weil sie zum Beispiel dachten, sie hätten Diabetes, sind um sorgenfreiere Zeiten, Geld und womöglich nebenwirkungsfreie Lebenszeit betrogen worden. Ihre Angehörigen wurden in Mitleidenschaft gezogen, womöglich haben Versicherungen Medikamente bezahlt, die nicht notwendig waren und vieles mehr.

Ja, Elisabeth Holmes sitzt zu Recht, dafür wachsen nun zwei Kinder ohne Mutter auf, Menschen haben ihren Job verloren und auch sonst sind finanzielle und ideelle Werte in Massen vernichtet. Elisabeth Holmes sieht trotzdem kein Unrecht. In ihren Auftritten als Business-Leader kleidete sie sich ähnlich wie Steve Jobs, lächelte geschmeichelt, als Fernsehleute sie mit ihm verglichen und betonte immer wieder, dass es ihr darum ging, die Welt zu verändern. Ihr Geltungsdrang war stärker als Vernunft und Ethik. Ihr Narzismus größer als der Drang, wirklich etwas zu schaffen. Auch Steve Jobs war ein Narzist, aber im Gegensatz zu Elisabeth Holmes konnte er liefern.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen