Die gröbsten Zahlen:
- Rund 10 Prozent der Arbeitnehmer in Europa sind schon wegen einer Depression nicht am Arbeitsplatz erschienen
- Durchschnittlich 36 Arbeitstage steht ein Depressionskranker in depressiven Phase nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung, Spitzenreiter sind Deutschland und Großbritannien (41 Tage), Schlusslicht ist Italien
20 Prozent gab an, schon einmal die Diagnose Depression bekommen zu haben. Die höchste Rate verzeichnete Großbritannien (26 Prozent), die niedrigste Italien (zwölf Prozent).
Was heisst das für Wirtschaft und Gesellschaft?
Am häufigsten blieben durch die Krankheit die Deutschen von Arbeitsplatz fern (61 Prozent), dahinter kommt Dänemark mit 60 Prozent und dann schon Großbritannien mit 58 Prozent. In der Türkei erschienen nur 25 Prozent der Arbeitnehmer nicht.
Experten schätzen, dass mehr als 30 Millionen EU-Bürger mindestens einmal im Leben an einer Depression erkrankten. Eine Stadt, mit allen an Depression Erkrankten, wäre danach doppelt so groß wie Peking. Sie hätte 8,5mal so viele Einwohner wie Berlin, 4,2mal größer als Bangkok, 3,6mal größer als New York.
Die Kosten dafür summieren sich laut EU-Schätzungen für 2010 auf 92 Milliarden Euro. Das ist mehr als die gesamte Kreditsumme an Griechenland.
Interessanterweise werden diese Kosten zu mehr als 50 Prozent dadurch verursacht, dass der Arbeitnehmer entweder nicht am Arbeitsplatz verfügbar ist oder eben doch am Arbeitsplatz ist, obwohl er krank ist.
Das "Schöne" bei der Depression also ist, dass ihre Wirkung es egal macht, ob dr Betroffene anwesend ist oder nicht. Der produktivitätsverlust liegt über 50 Prozent.
Ebenso interessant ist:
Jeder vierte Arbeitnehmer hat den Arbeitgeber nicht über die Erkrankung berichtet. Davon erklärten 30 Prozent, dass sie Angst um ihren Arbeitsplatz hätten.
Noch etwas kommt dazu:
Führungskräfte selbst berichten zu einem guten Drittel, keinerlei Unterstützung in der Firma für den Umgang mit depressiv Erkrankten zu bekommen. Spitzenreiter ist hier wieder Deutschland: 51 Prozent der Führungskräfte sagen, sie seinen mit dem Problem allein gelassen.Im "Good Old England" erhalten sie am ehesten Unterstützung durch die Personalabteilung, in der Türkei am ehesten von medizinischem Personal (71 Prozent). Ansonsten müssen sich die meisten Führungskräfte auf Rechtsvorschriften und Richtlinien und Beratungsdienste stützen.
Ehrlich gesagt, unternehmenstechnisch gesehen sind deutsche Unternehmen anscheinend low-performer, wie man so schön betriebswirtschaftliche abwertend sagt.
Die European Depression Association (EDA) ruft nun nach einer besseren Gesetzeslage.
Unterentwickeltes Bewusstsein über die Auswirkungen
Die kognitiven Symptome der Depression (Konzentrationsschwierigkeiten, Unentschlossenheit und/oder Vergesslichkeit) beeinträchtigen die Arbeitsfähigkeit und Produktivität während einer depressiven Episode in 94 Prozent der Zeit.Die Umfrage zeigt allerdings, dass das Bewusstsein für diese Symptome ziemlich unterentwickelt ist:
Bei einer Befragung nach den Anzeichen einer Depression gaben nur 33 Prozent Vergesslichkeit, 44 Prozent Unentschlossenheit und 57 Prozent Konzentrationsschwierigkeiten an.
Im Gegensatz dazu identifizierten 88 Prozent ihre gedrückte Stimmung und Traurigkeit als Anzeichen für eine Depression.
Noch immer ist das Bildungswissen über unsere Psyche ziemlich desolat in Deutschland.
Fehlen von Beratungseinrichtungen
Auf die Frage, was Führungskräfte sich an unterstützenden Maßnahmen für depressive Mitarbeiter wünschen, war "mehr Beratungseinrichtungen" und "verbesserte staatliche Rechtsvorschriften und Richtlinien" das am häufigsten genannte.Britische und türkische Führungskräfte wollten bessere Beratungseinrichtungen (jeweils 56 und 53 Prozent), während deutsche Führungskräfte zuerst eine Schulung der Vorgesetzten nannten (53 Prozent).
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