Vor der Frau mit den Fingerspitzen nach oben kann man sich inzwischen nicht mehr retten. |
Hier gehts zum spannenden Thema. Damit Sie, wenn Sie sich dafür ineressieren, nicht irgendwelchen McMindfulness-Typen oder selbst ernannten Schnellkurs-Achtsamkeits-Angeboten aufsitzen.
Google hat in seinem Unternehmen ein eigenes Achtsamkeits-Meditationsprogramm. Für mehr Produktivität und Erfolg. Und wer in deren Suchmaschine "meditation" und "success" eingibt, bekommt mehr als 28 Millionen Treffer à la "15 reasons why meditation will make you successful".
Egal wo, es sind immer junge Frauen mit Fingerspitzen nach oben |
Kurzum: Wer meditiert, ist ein Gewinner. In Kalifornien um die Küstenregion herum gibt es gefühlt fast nur mehr zwei Sorten von Immobilien: Starbucks und Meditationscenter.
Wenn man je von einer gelungenen Imagekampagne reden will, ... Meditation hat den Nagel auf den Kopf getroffen.
Das hier ist wahrscheinlich die Variante für Fussfetischisten. |
Warum die meisten solcher Angebote fakes sind:
Die Antwort ist simpel, klar und einfach. Sie lautet: Weil Erfolg auf etwas anderem beruht als es die Meditation tut. Erfolg und Meditation haben nichts miteinander zu tun und wollen es auch gar nicht.Wir nennen jemand erfolgreich, wenn er etwas erreicht hat, was andere nicht erreicht haben. Ein erfolgreicher Geschäftsmann macht Geschäfte, ein erfolgloser Geschäftmann macht keine. Oder ein erfolgreicher Geschäftsmann macht gute Geschäfte, ein schlechter eben schlechte. (Wie immer man das dann definiert.)
Ich und mein Auto oder?
Ich zum Beispiel kann sagen, ich bin erfolgreich: Ich habe bislang überlebt, keine einzige Prüfung in
meinem Leben geschmissen, kann meine Rechnungen bezahlen und die Leute, die mit ihren Anliegen an meine Praxistür klopfen, sind der Meinung, es hätte sich für sie gelohnt. Eigentlich so ähnlich wie in dem alten Werbespot: "98% der Mütter würden diese Windel weiterempfehlen!"
Mein Super-Schlitten aus dem Text links |
Was Erfolg also ist, hängt von der Definition und dem daraus folgendem Massstab ab. Dieser Massstab wiederum ist nichts anderes als ein Vergleich. Wir messen etwas und vergleichen das Ergebnis mit etwas anderem. Bill Gates ist erfolgreicher als Jörg M. Maier. Bill hat nämlich mehr Geld als Jörg. Oder aber: Jörg nutzt mehr über hilfreiche asiatische oder westliche Psychologie und Philosophie als Bill, der keine Ahnung hat, wie man Therapie betreibt. Jörg ist erfolgreicher als Bill. Erfolg ist immer etwas, was im Äusserlichen vergleichbar und messbar ist.
Meditation um des Erfolgs willen, zerstört deren Wirkung
Das ist wohl die "Ein-Bett-imKornfeld-Variante": Meditation für Jürgens-Drews-Fans. Auch hier:Fingerspitzen nach oben! |
Ich habe nichts gegen mehr Geld etc. (siehe den "Super-Schlitten" oben!). Ich sage aber, dass Meditation, in diesem Sinne eingesetzt, auch nichts anderes ist, als eine Trainingsmethode zur grösseren Effizienz. Damit verbleibt der so Meditierende in genau dem gleichen Hamsterrad, das ihn bisher angetrieben hat. Leider ist das genau das Gegenteil von dem, was die Meditation will: Den Ausstieg aus dem Hamsterrad.
Der Fehler liegt im Grundansatz
Es geht auch als Silhouette: Hauptsache, immer die Fingerspitzen sind oben |
Meditation war ursprünglich in der Religion beheimatet. All die Religionsformen, die Meditation als Grundelement haben, haben Ethik und Gemeinschaft der Meditation als gleichwertig daneben gestellt. Das ist nicht nur kein Zufall. Es unterscheidet sie von den modernen esoterischen Praktiken ebenso, wie von den heutigen Achtsamkeits- und anderen Meditationsformen der Psychologie und Medizin.
Mediziner und Psychologen sagten, dass man diese Dinge "entzaubern" oder von überkommenen Mythen bereinigen wollte, um sie als weltanschaulich neutral für alle zugänglich zu machen. Niemand muss dann zum Beispiel Buddhist werden, um zu meditieren. Letzteres ist natürlich eine Position, die ich auch vertrete. Mit einem grossen ABER.
Das grosse ABER
Es geht auch abstrakt. Aber wie gesagt: Fingerspitzen immer nach oben! |
Achtsamkeit ohne Ethik bedeutet ziemlich wenig. Um die Geschichte zu bemühen:
Im alten Japan benutzen die Samurai Meditation, um fokussierter und reaktionsschneller zu sein. Kein Zweifel, Meditation funktioniert so. Als Ergebnis kann man mit Meditation handlungssicherer und mit viel mehr Gelassenheit seinem Gegner den Kopf abschlagen.
Und das ist das Problem. Meditation liefert keine Werte von sich aus. Es ist durchaus möglich, Achtsamkeitsmeditation gut zu betreiben und gleichzeitig einen Menschenhändlerring zu leiten.
Etwas abstrakter ausgedrückt: Die Achtsamkeits-Meditationsanbieter haben übersehen, dass Meditation für ein gutes Leben nur ein Bein ist und auf einem Bein kann niemand lange stehen. Ohne eine gute Ethik und ohne ein gut gestaltetes Miteinander ist ein gutes Leben nicht zu haben.
Die eigentliche Stossrichtung von Meditation
ab und zu auch mal keine Frau, aber: Fingerspitzen bleiben oben! |
Gedanken sind nur geistige Produkte, die auftauchen und verschwinden. Bleiben wir an ihnen hängen, gewinnen wir keinen Frieden. Genau darum geht es aber. Meditation hat nichts mit Erfolg zu tun, sondern mit dem Ausstieg aus unseren Mustern, eingebildeten Weltanschauungen und überbewerteten Sachzwängen. Meditation will Freiheit, nicht Produktivität.
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