10. April 2015

Pornos gehören in den Schulunterricht, sagt ein Professor

Erinnern Sie sich noch an die Demos gegen "Sexuelle Vielfalt im Lehrplan" in Baden-Württemberg? Dann wäre es interessant, wie die damaligen Demonstranten auf folgene Meldung aus einer Universität aus Dänemark regieren würden:
In der Schule sollen die Schüler Pornos schauen

Eine Forderung von einem Professor für Sexualkunde. In Deutschland wohl unmöglich? De facto ist es schon Realität.

Pornos gehören zur Realität von heute

Fast 100 Prozent der Jungs und 86 Prozent der Mädchen in den nordischen Ländern haben schon mal Pornos gesehen, so eine Untersuchung. In Deuschland sind die Zahlen nicht ganz so hoch, aber unbestritten eindeutig:
Hier sind es 77 Prozent der Jungs und 38 Prozent der Mädchen zwischen 14 und 19 Jahren.

Zum Vergleich: 

Wenn eine Partei bei Wahlen 38 Prozent holt, spricht man von einer Volkspartei. Mit anderen Worten, Pornos sind Realität bei den Jugendlichen.


Realitäten lassen sich nun mal nicht wegdiskutieren, vielleicht zum eigenen Schaden einige Zeit ignorieren, aber im Endeffekt gibt es nur eine einzige Lösung: Ein kompetenter Umgang mit den Realitäten des Lebens.


Womöglich war es ein solcher Gedanke, der Christian Graugaard, Sexualwissenschaftler der Universität Aalborg, dazu bewogen hat, Pornografie als Thema für den Lehrplan vorzuschlagen. Jungendliche sollen den Unterschied zwischen den im Pornogeschäft produzierten Bildern und der Realität von Sex lernen.

Aber muss man dazu Pornos gucken?


Pornos sind keine Dokus. Ok, das sind Filme wie "Gezeiten der Liebe", "Das hält kein Jahr" und "Ist das Leben nicht schön?" genau so wenig.


Das erste ist eine Rosamunde-Pilcher-Schnulze, das zweite eine Komödie mit gelegentlichen derben Einlagen, das dritte humoristische Unterhaltung mit einem simplizistischen Gegenentwurf zu einer kalten Gesellschaft. Alle sind so weit von der Wirklichkeit entfernt, wie die Karl-May-Verfilmungen mit Pierre Brice von echten Wilden Westen.

Letztendlich geht es bei der Frage um Pornos um nichts anderes als die oft beschworene Medienkompetenz. 

Jedes Genre hat seine eigenen Gesetze. Das ist bei Sexfilmen nicht anders als bei Fred-Astaire-Movies. Und alle fiction hat ein Hauptziel: zu unterhalten. Wie "Unterhaltung" dabei jeweils definiert wird, hängt von der Sicht des Produzenten und des Genres ab. Bei Horrorfilmen bedeutet Unterhaltung alles vom subtilen Grusel bis zu Splatter-Schockerlebnis. Bei Pornos eben was anderes. So gesehen gibt es bestenfalls nur den Unterschied: mehrdimensional oder eindimensional als Kriterium.

Wichtiger ist etwas ganz anderes

Man kann den Pornos viel vorwerfen, nur eines nicht: dass sie vielschichtig sind.

Das liegt am Genre. Die "Saw"-Filmreihe ist genau so eindimensional. Der Unterschied zu Pornos? Bei denen sind die Geschlechtsteile die Hauptdarsteller, bei Saw die Verstümmelungen / Folterszenen. Beide aber befriedigen ein Bedürfnis: Voyeurismus. Und der steckt in jedem von uns.

Ich halte nicht viel davon, dass Jugendliche Pornos im Schulunterricht gezeigt bekommen. Genau so wenig, wie ich davon halte, dass man Elfjährigen einen Film aus der Saw-Reihe in der Schule zeigt (laut Bericht hier bereits geschehen). Medienkompetenz ist auch mit anderen Mitteln erwerbbar.

Wichtiger ist meineserachtens die Fähigkeit, mit den Bestrebungen, die in uns selbst alle sind, kompetent umgehen zu können, in diesem Falle mit dem Voyeurismus.

Der Voyeurismus als Lust am Schauen und der damit ausgelöste Kick nämlich ist es, der uns Pornos gucken lässt.
Es ist Voyeurismus, der uns dazu bringt, Horrorfilme anzusehen.
Es ist der Voyeurismus, der Erwachsene verführt, bei Autounfällen bewusst langsam vorbeizufahren und mit dem handy Fotos von blutenden Schwerverletzen zu machen und auf sozialen Netzwerken zu posten.

Natürlich kann man sagen, das eine ist harmloser als das andere, aber das ist nur ein quantitiver Unterschied. Voyeurismus ist nicht auf das Betrachten von Nacktheit oder sexuellen Handlungen eingeschärnkt, um sich durch das Beobachten dadurch selbst sexuell zu erregen (wenngleich das in der Medizin so gesehen wird), Voyeurismus kann sich auf weit mehr beziehen.

Erregung ist eine natürliche Reaktion. Es ist daher ein Holzweg, sie mit Moral zu bekämpfen. Statt Moral braucht es Selbsterkenntnis und eine Einordnungs- und Steuerkompetenz hinsichtlich all dieser natürlichen Regungen in uns. "Pornos gucken" als Thema zu nehmen, ist nur Symptombehandlung. An der Ursache ändert das gar nichts.


Quellen:

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