14. Februar 2015

Was Ihnen Psychotherapeuten verschweigen: Warum manchmal Therapie nicht hilft

Neil Armstrong photographed by Buzz Aldrin aft...
Neil Armstrong photographed by Buzz Aldrin after the completion of the Lunar EVA on the Apollo 11 flight (brighter and smaller version) (Photo credit: Wikipedia)
Bei manchen Menschen tritt Therapie auf der Stelle. Die Leute sind oft jahrelang in Therapie und es bewegt sich nichts. Trotzdem machen sie weiter.  
Das Krankensystem in Deutschland ist auch so ausgerichtet, dass man auch jahrelang weitermachen kann, auch wenn nichts vorwärts geht. Das so etwas natürlich zur Trägheit anregt, ist klar. Die eigentlich Quelle, warum es auf der Stelle tritt, liegt aber woanders.

Dieser Artikel berührt ein Tabu. Es ist wie der Titel des Al Gore-Kinofilms: Eine unbequeme Wahrheit. Therapeuten verschweigen sie deshalb oft. Hier erfahren sie, was wirklich dahinter steckt.



Wir Menschen sind schon eigenartig. 

Da gibt es zum Beispiel die Gruppe der Impfgegner. Die sind der festen Überzeugung, impfen sei schädlich. Sie glauben, dass die Impfung selbst Krankheiten auslösen kann.

Wissenschaftler haben nun untersucht, welche Gegenargumente am besten fruchten.

Das Ergebnis: Benennt man den Irrtum direkt, sagt man also, dass es sich um eine Legende handelt, anstatt damit zu kommen, dass die Impfung doch viele Vorteile hat, dann hatte das den besten Wirkeffekt. Also in Zukunft statt "jetzt begründe ich meine Meinung sachlich und mit Fakten" besser "deine Meinung beruht auf einer Falschinformation" als Strategie.

Die direkte Art war unterm Strich überzeugender. AAAABER ....

Obwohl die Leute ehrlich überzeugt waren, ihr bisheriger Einwand war widerlegt, verweigerten sie die Impfung weiterhin.

Wir haben hier also das paradoxe Phänomen, dass das objektive Widerlegen einer Meinung dazu führen kann, dass die Leute genau diese Meinung behalten. In der Untersuchung nahm nach der Widerlegung der Argumente der Impfgegner deren Bereitschaft, ihr Verhalten zu ändern, sogar noch ab.

Natürlich wäre Wissenschaft nicht Wissenschaft, wenn sie nicht überprüfen würde, ob es sich hierbei nicht um einen Zufallstreffer handle. Der Test ergab: Es war keiner. Das Phänomen trat bei anderen Untersuchungen ebenso auf.


Mit anderen Worten: Wenn du willst, dass Leute dumm sterben, zeig ihnen, dass sie dumm sind.


Die Theorie, die dieses Phänomen erklären will, besagt:

Meinungen sind für den normalen Menschen nicht nur Meinungen, sondern er setzt diese in Bezug zu dem Bild, das er von sich hat. Wenn ihm nun jemand nachweist, dass seine Meinung falsch war, dann heißt das für so jemand automatisch, dass er als Person irgendwie daneben ist.


In Bayern kleiden die Betroffenen dieses ihr eigene Urteil in den Satz:


Ja, wenn das so ist, dann wär ich ja blöd gewesen.



Wenn westlich geprägte Menschen merken, ihre Rationalität war auf dem Holzweg, dann bedeutet das für sie ein Infragestellen ihrer ganzen Person. Lieber bleibt man im Irrtum, als der Dumme zu sein. Lieber sucht man dann wie die Impfgegner, eine neue Begründung um die eigene falsche Position trotzdem noch halten zu können.
Krass ausgedrückt: Lieber weiter so als dass ich der Dumme bin.


Bis heute hält sich zum Beispiel die Verschwörungstheorie, dass Neil Armstrong gar nicht auf den Mond gewesen war, dass alles nur eine große Verschwörung der Regierung gewesen sei.

Begründung: 

Die Fotos auf dem Mond seien gefälscht, auf ihnen sähe man keine Sterne, wo doch jeder genau sehe, das All ist voll von ihnen. Die Fotos seien also in einer Halle vor eine Kulisse geschossen worden. Ausserdem verlaufen die Schatten auf den Fotos unterschiedlich, folglich seien verschiedene Lichtquelle da gewesen (Scheinwerfer!) und die Fahne flattert (was im Weltall nicht sein könne).

Die Widerlegung: 

Es liegt an der Blende, "weil der Kontrastumfang der damals verfügbaren Filme zu gering war, um die schwachen Himmelslichter über der sonnenbeschienenen Mondoberfläche abzubilden. Und weil selbige uneben ist, verlaufen die Schatten darauf unterschiedlich. Einzelne Schatten fallen auf Erhebungen und erscheinen daher teilweise verkürzt, oder bei Vertiefungen verlängert. Die Fahne geriet ins Schwingen, weil sie kurz vor den Schnappschüssen in den Boden gerammt wurde."

Die Reaktion:

Wenn Armstrong tatsächlich auf dem Mond gewesen wäre, dann hätte er nicht 82 Jahre alt werden können, die dortige Strahlung hätte bei ihm Krebs verursachen müssen und er hätte deshalb vor 82 längst das Zeitliche segnen müssen.

Wir sehen: Unterschiedliche Theme, das selbe Denkmuster!


Hier folgen noch weitere Beispiele:




FAZ Feuilleton
Sat Feb 07 10:00:10 +0000 2015
Moderne und #Aberglaube: Die Dummheit blüht (von Jürgen Kaube) http://t.co/CwvUHfiJLG
Read more ...





Aberglaube und Ebola
Wed, 24 Sep 2014 01:58:44 -0700
Für die Ärzte in den Ebola-Krisenregionen ist ihre Arbeit eine Zerreißprobe. Sie kämpfen nicht nur gegen den Tod und die Ausbreitung des Virus, sondern auch gegen das Misstrauen der Bevölkerung. Viele Afrikaner glauben nämlich nicht, dass das Virus wirklich existiert.
Read more ...


Aberglaube mit fatalen Nebenwirkungen | Hugo Stamm
http://blog.tagesanzeiger.ch/hugostamm/ Fri, 17 Oct 2014 01:19:35 -0700
Mit der Esoterikwelle und dem Boom der Alternativmedizin erlebt der Aberglaube eine neue Blütezeit. Viele Menschen sind überfordert von der rasanten Zivilisationsentwicklung und komplexen Realität: Sie fühlen sich fremd ...
Read more ...

Für die Therapie ergibt sich damit folgendes Problem: 

Es genügt nicht, über die Dinge zu reden, zuweilen muss man etwas in seinem Leben ändern, damit ein Symptom verschwindet.
  • Wenn man abnehmen will, genügt es nicht, zur Hypnose zu gehen. Man muss sein Verhalten ändern. Hypnose hilft dabei, ersetzt aber nicht.
  • Wenn man seine Produktivität systematisieren will, kommt man nicht drumrum, sich für Planung und Management Zeit zu nehmen. Tools und Strategie helfen, ersetzen aber nicht die Willen, sich dafür auch die Zeit zu nehmen.
  • Wenn man etwas gegen seinen Stress tun will, muss etwas etwas, was man bisher getan hat, sein lassen und womöglich etwas anderes tun, autogenes Training zum Beispiel. Dann fällt aber die eine Stunde Fernsehen am Abend eben weg.
Therapeuten meiden solche Konfrontationen in der Regel, denn sie befürchten - oft zu Recht - das ihr Patient dann die Behandlung abbricht (was einen Einkommensverlust für sie bedeutet) oder weil sie es scheuen, persönlich Stellung zu nehmen. Leider aber ist mit einer Vermeidungsstrategie niemand geholfen (mit einer Ausnahme: Der Therapeut verdient weiterhin Geld mit dem Patienten).


Nein, Therapie ist nicht in erster Linie Reden (zumindest nicht bei mir). Therapie ist nachdenken, was man tun kann.


Diese Ausrichtung ist Teil des Arbeitsbündnisses bei mir. Wir verpflichten uns beide aufs Tun. Reden ist nur Mittel zum Zweck. Und das sollte es immer sein. Eine Therapie, die monatelang bis Jahre auf der Stelle tritt, ist ein Zeichen, dass hier etwas durcheinander geraten ist.

1 Kommentar :

  1. Anonym24.2.15

    Würde mich auch wundern wenn reden alleine psychisch bedingte Krankheiten heilen können. Götz von Medizinfuchs

    AntwortenLöschen

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