9. Januar 2015

Wenn plantonische Freundschaften die Beziehung gefährden

Es heißt: Liebhaber und Ehepartner kommen und gehen, Freunde bleiben.
Folgerichtig ist es sinnvoll, in einer festen Partnerschaft seine Freunde nicht zu vernachlässigen - was aber oft genug passiert. Es stellt sich aber die Frage: wie dosiere ich richtig?


Der Partner mag verstehen, dass man "quality time" mit seinem Freund / Freundin verbringen will. Wenn es jedoch konkret wird, sorgt möglicherweise die Entscheidung, doch lieber mit ihm / ihr etwas zu unternehmen als mit dem eigenen Partner, für Missstimmung. Gerade wenn der Freund / die Freundin nicht dem selben Geschlecht angehört wie man selbst, kann es beim Partner Unsicherheit auslösen, woran er / sie ist.
Meist ist es in dieser Phase jedoch so, dass der eigene Partner erst einmal sich das nicht anmerken lassen will, also genau das Gegenteil behauptet.

Wann kanns anfangen zu kippen?

Dann passierts zum zweiten Mal: Der Partner hat einen Höllentag auf der Arbeit, will reden, will was unternehmen, man selber hat einen Termin mit seinem platonischen Freund / Freundin und ist nicht da.
Ab da geht die Sache in eine neue Runde. Frisch heimgekommen sieht sich der platonische Freundschaften Pflegende mit Vorwürfen konfrontiert, die für ihn erstens völlig überraschend kommen und zweitens für seine Begriffe weit über das Ziel hinausschießen. Unabhängig wie beide das sehen, die Beziehung hat jetzt eine Delle.

Was sagt die Wissenschaft?

An der Universität von Wisconsin-Eau Claire untersuchte man Freundschaften zwischen mehr als 400 Männern und Frauen im Alter von 18 bis 52 Jahren, sowohl die, die dazu noch in einer festen Beziehung waren, als auch singles.
Was dabei herauskam, war:

Meistens exitiert ein Minimum an Anziehung in den gegengeschlechtlichen Freundschaften, auch wenn beide noch so sehr beteuern, es wäre rein platonisch. Auch fühlten sich mehr Männer zu ihrer platonischen Freundschaft körperlich hingezogen.



War einer der platonischen Freunde in einer festen Beziehung, denn gab es folgenden Zusammenhang:

Je mehr sich jemand von seinem Freund / Freundin angezogen fühlte, desto unzufriedener war sie / er mit der eigenen Partnerschaft. Allerdings wurde nicht klar, was nun Ursache oder Wirkung war. Fühlt sich jemand zu dem anderen hingezogen, weil die eigene Beziehung nicht gut ist, oder war es die Anziehung zum anderen, die die Beziehung in Mitleidenschaft führte?


Mit Freunden kann man über Dinge reden, die vielleicht in einer Partnerschaft schwieriger sind, anzusprechen. Man kann sich Ratschläge holen, kann sich über den Partner aufregen - Freunde bieten ein Ventil. Das schafft Nähe und Vertrautheit. Problematisch wird es, wenn man daraus Schlüsse zieht, die über die Freundschaft hinaus reichen. Gerade bei Internet-Freundschaften ist die Gefahr groß. Was dort an gegenseitigen Verständnis "rüberkommt" muss und ist auch meistens nicht das, was im richtigen Leben einem entgegengebracht wird. Viele folgten dem Bild, das sie sich vom anderen über Internet gemacht haben und stolperten dann über die Realität.

Plantonische Beziehungen können funktionieren, wenn klar allen Beteiligten klar ist, wer zu wem gehört und wo die Prioritäten liegen. Wie immer die Beteiligten es dann im konkreten Leben umsetzen, die Zeit, die mit Partner oder Freund/Freundin verbracht wird, muss diesen Prioritäten Ausdruck verleihen. Und das nicht nur für einen, sondern für alle. Dann funktioniert es.

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