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6. Dezember 2014

Was Hypnose und der Nikolaus miteinander zu tun hat?

H als nikolaus
H als nikolaus (Photo credit: Wikipedia)
Jeder weiß, der Nikolaus, der den Kindern Geschenke bringt, gibt es nicht wirklich. Aber als kleines Kind haben wir daran geglaubt, zumindest in der Kultur, in die ich hineingeboren wurde.
Das Ausschlaggebende dabei ist nicht, ob es ihn wirklich gibt oder nicht, sondern was dieses Bild vom Nikolaus bewirkt.
Es sind nicht so sehr die Tatsachen, sondern die inneren Bilder von Tatsachen, die die Fakten schaffen. Genau deshalb arbeitet die Therapie mit Hypnose damit. Im Anschluss erfahren Sie mehr darüber.


"Heute kommt der Nikolaus"

Dieser Satz löste, als ich klein war, sofort eine Anspannung aus. Mein Körper fühlte sich sofort in Alarmbereitschaft versetzt und in meinem Kopf breitete sich für einen Moment ein gähnende Leere aus. Beides hat sich inzwischen gelegt, aber die Szene weiß ich noch.

Trotzdem, neben der Angst gab es auch Neugierde und den Geschmack von Abenteuer. Neben der Anspannung lag Spannung in der Luft. Der Tag war etwas besonderes.

Am Abend wurde es noch besonderer. Die Türklingel schellte und mir fuhr der Schreck in die Glieder. Aber es war nur Oma, die vorbeikam, um auch den Nikolaus zu sehen. Ich hatte mich gerade etwas beruhigt, da klingelte es wieder und wieder sprang ich nervös auf. Aber es war Opa, der zu Hause noch etwas richten musste und deshalb verspätet kam.
Wir warteten und ich wiederholte mein auswendig gelerntes Gedicht im Kopf immer wieder, auf dass ich ja nichts vergessen würde, wenn der Nikolaus kommt.

Und dann klingelte es wieder.

Ich weiß noch, ich war von all dem völlig absorbiert. Ich sah den großen weißen Bart, erinnere mich an die mächtigen Stiefel und an einem großen Sack, in dem ich mich hineinbeugen sollte, denn auf dem Grund des Sacks läge etwas für mich. als ich mich in die Dunkelheit des Sackes beugte, schoss mir der Gedanke durch den Kopf: "Jetzt wird er mich gleich am Hosenbund packen und mich in den Sack stecken". Statt dessen fand meine tastende Hand ein kleines Schaukelpferd aus Schokolade, das ich stolz in die Luft streckte. Mehrmals musste ich hineingreifen und immer wieder fand ich eine Süßigkeit. Ich war glücklich.

Dass diese Bilder noch 40 Jahre später präsent sind, zeigt, wie tief sie sich in einem verankern können.

Die Hypnose dazu

Nüchtern betrachtet könnte man das selbe Geschehnis mit Begriffen aus der Hypnotherapie beschreiben.

  • Es gab eine Induktion: Die Ankündigung, dass an einem bestimmten Tag der Nikolaus käme. Natürlich mit der felsenfesten Überzeugung, dass es ihn gibt. Als Kind glaubt man seinen Eltern. 
  • Die Induktion gipfelte in dem Satz: "Heute kommt er"
  • Es folgten etliche convincer (Elemente, die den Nachweis bringen, dass es tatsächlich so ist, wie gesagt wird): Die restlichen Familienmitglieder treffen ein, weil auch sie den Nikolaus sehen wollen (also muss es ihn ja geben). Auch in Hypnose treten verschiedene mentale und körperliche Phänomene auf, über die ich meine Klienten vorher aufkläre und sie dann in Hypnose teste. Entsprechend können meine Klienten sich selbst überzeugen, ob sie in Hypnose sind oder nicht. (Sie sind es immer!)
  • Das, was an inneren Bildern erzeugt wurde, passiert wirklich: Der Nikolaus kommt - in Hypnose tritt die Wirkung dessen ein, was ich meinen Klienten eingegeben habe (also zum Beispiel wird eine Situation, die vorher Angst ausgelöst hat, jetzt auf einmal ohne Angst erlebt; oder Schmerzen vermindern sind oder sind weg; oder ....)
  • Veränderte Wahrnehmung tritt auf: Ich habe als Kind nicht mitbekommen, dass, so lange der Nikolaus da war, Opa nicht da war. Obwohl ich vor allem das Schokoladenschaukelpferd jeden gezeigt hatte. Opa war weg und ich habe es nicht gesehen. (=negative Halluzination, ein Zeichen für tiefe Hypnose)
  • Fokussierung auf einen Ausschnitt der Wirklichkeit und selektives Denken: Ich war so fixiert auf die Einzelteile des Geschehens, dass diese mir bis heute in der Vorstellung erhalten geblieben sind (der Bart, die Stiefel, der Sack etc.), aber ein Gesamtbild hatte ich nie. Hypnose blendet Teile der Wirklichkeit aus, um sich Einzelteilen verstärkt zu widmen.

"Und die Moral von der Geschicht"

Die inneren Bilder, die wir erzeugen, schaffen Realitäten, denen wir folgen. Aus den Ergebnissen dieser Bilder spinnen sich weitere Überzeugungen, Beurteilungen, emotionale Vorlieben und Abneigungen. Entsprechend  handeln wir. So entstehen Muster.

Während wir alle irgendwann das Glaubensmuster "Es gibt einen Nikolaus, der Geschenke bringt" ablegen, bewegen sich manche ein ganzes Leben lang in ihren anderen Mustern. Daraus gestaltet sich unser Leben.

Eine letzte Gemeinsamkeit zwischen Nikolaus und Hypnose: 

Es gibt keinen, der am Anfang kein mulmiges Gefühl dabei hat. Und es gibt keinen, der am Ende nicht mit einem breiten Grinsen wieder herauskommt. In sich selbst hinabzutauchen ist ein Abenteuer. Und Abenteuer haben per definitionem beides: Am Anfang Spannung und am Ende ist etwas besser und das Leben farbenfroher.


So jedenfalls sollte es sein bei kleinen Jungs. Und bei Erwachsenen bei der Hypnotherapie ist es so. Zumindest in meiner Praxis lege ich Wert darauf.

1 Kommentar:

  1. Müsste die Überschrift nicht lauten: Was Hypnose und der Nikolaus miteinander zu tun haben? :-)
    Paul von Kayoom

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