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9. Juni 2013

burnout ist kein individuelles Geschehen - und eine Frage an alle im Arbeitsprozess

burnout ist mehr als ein individuelles Schicksal. burnout ist eine Anfrage an die Kultur unserer Arbeit. burnout fällt nicht vom Himmel, sondern entsteht im Zusammenspiel von persönlicher Anspruchshaltung, firmenorganisatorischen Vorgaben und externen Marktelementen. burnout ist ein Ergebnis des sozialen Zusammenspiels. Allein eine Berufsgruppe tut sich noch schwer damit.

burnout-Betroffene sind in guter Gesellschaft: 

Sven Hannawald (Skispringen), Jan Frodeno (Triathlon) oder Jan Simak (Fussball), Ralf Rangnick (Trainer des FC Schalke 04), Sebastian Deisler (Ex-Nationalspieler) ... die Liste der Prominenten, die unter mentaler Erschöpfung leiden, wird immer länger. Kenner der Materie beurteilen diese Fälle aber nur als die Spitze des Eisbergs. Und längst ist klar, dass burnout in allen Schichten und Berufen verbreitet ist.

Es tut sich etwas

Noch tut sich eine Berufsgruppe schwer, sich zu outen: Manager. Hier trifft man bei dem Thema auf weit verbreitetes Schweigen.
Dennoch scheint auch in dieser Berufssparte mehr Gespür vorhanden zu sein als noch vor Jahren. So zeigt eine Studie des Deutschen Führungskräfteverbandes, dass burnout von der Berufsgruppe als ernst zu nehmendes Risiko betrachtet wird, anstatt wie früher als "Pseudo-Psycho-Gequatsche".
Zudem geben die Befragten an, selbst wahrgenommen zu haben, dass die burnout-Fälle zugenommen haben.
Als Ursache werden genannt
  • die zunehmende Arbeitsverdichtung und der starke Termindruck, 
  • gefolgt von fehlender menschlicher und sozialer Anerkennung durch Vorgesetzte. 
Ziemlich weit hinten landen Angst vor Arbeitsplatzverlust, zu wenig Gehalt, Entfremdung vom Job oder ethische Bedenken.


Aus den Untersuchungen weiß man aber auch:


Nicht die Arbeit allein macht krank, auch nicht die viele Arbeit. Es ist vielmehr die Art und Weise der Vorgaben, wie zu arbeiten ist, die in die Krankheit führen.
  • Wie konzentriert kann ich arbeiten?
  • Wie oft klingelt das Telefon und reißt mich aus dem Arbeitsfluss? 
  • Wie oft kommen Mitarbeiter / Chef / Kollegen einfach ins Zimmer um irgendetwas zu wollen?
  • Wie häufig kann ich meine Arbeitsabläufe selber planen und eigene Entscheidungen treffen?
  • Wie häufig kann ich einen Arbeitsgang zu Ende bringen oder zerfleddern mich 100000 ständige Anfragen?
Mitverantwortlich für die Zunahme von burnout ist genau diese Art der Arbeitskultur. Wie ist diese gestaltet? Und wie immer man es dreht und wendet, hierfür sind in erster Linie die Unternehmensführung verantwortlich. Das ist keine Chefschelte, das sind schlicht und einfach Tatsache.

Die Untersuchung gibt Aufschluss über die Unternehmen

Alamierend ist jedoch, dass hier die Unternehmen bei der Befragung bestensfalls die Schulnote "befriedigend" erreichen. Prävention und Gesundheitsmanagement liegen bei 3,5. Jeder, der einmal die Schule besucht hat, weiß, dass das kein krönender Abschluss ist.
Das Verhältnis Vorgesetzte-Mitarbeiter liegt sogar zum Teil noch darunter. Note vier: ausreichend! Was wäre ein Abiturergebnis oder sogar ein universitärer Abschluss mit Note 4 wert? Antwort: Nicht viel!

Um einmal Klartext zu sprechen: Zuallererst ist jeder Erwachsene, der im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, selbst für seine Gesundheit verantwortlich. Niemand anders.

Jedoch nicht auf alles, was einem gesundheitlich beeinträchtigt, hat man als Einzelner Zugriff. 

Hier muss ein Unternehmens dafür sorgen, dass seine Mitarbeiter auch am nächsten Tag noch gute Leistung bringen können. Wenn aber die Firma so organisiert ist - von der Personalplanung bis hin zur konkreten Personalführung - dass dies nur eingeschränkt möglich ist, dann steht das Unternehmen schon aus reinem Selbstzweck in der Pflicht, das zu ändern. Es geht nur im Miteinander von Selbstmanagement und Betriebsmanagement. Es nutzt nichts, wenn Letzteres gut ist, sich aber jemand selbst ausbeutet. Genau so wenig ist es hilfreich, wenn jeder auf seine Grenzen achtet, aber der betriebliche Arbeitsrahmen nicht viel taugt.

Kein Heerführer kann es sich leisten, seine Soldaten zu verschleißen. 

Ein Unternehmen mit kaputten Mitarbeitern verliert Fachkräfte - und meist sind es die Engagierten. Je härter der Wettbewerb, desto mehr muss sich eine Führungskraft darum sorgen, dass Mitarbeiter eine gesunde Bindung ans Unternehmen entwickeln. Je mehr Kampfeinsatz seine Soldaten bringen müssen, desto mehr muss ein Heerführer für Regenerationszeiten sorgen. So gesehen ist die Arbeitswelt heute mit viel mehr persönlichen Herausforderungen gespickt als früher. Sind wir darauf vorbereitet? Jeder Einzelne?

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