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19. Dezember 2012

Wie glücklich werden?

Was ist der Sinn des Lebens? Jetzt kurz vor Weihachten traue ich mir die Sinnfrage zu stellen - das Zeitfenster passt. Und ich habe jemanden gefunden, der diese Frage ganz leicht und verständlich beantwortet hat:

Der Dalai Lama hat gesagt: Der Sinn des Leben ist, glücklich zu sein.

Vielleicht ist nicht jeder mit dieser kurzen Definition einverstanden. Aber wahrscheinlich hätte niemand etwas dagegen, glücklich im Leben zu sein. Was zu der Frage führt, wie ich es hinkriege, dieses "glücklich sein". Einen Baustein dazu will der Psychologe Mauricio Delgado gefunden haben.

Entscheidungen machen glücklich

Das behauptet Mauricio Delgado, Psychologe an der Rutgers Universität. Er ließ seine Probanden Spielgeld gewinnen und dieses anschließend gegen echtes Geld tauschen. Und das ging so:

Auf einem Monitor sahen die Probanden zwei kleine Rechtecke. Von Fall zu Fall konnten sie selbst entscheiden, welches sie berührten, zuweilen traf der Computer die Wahl für sie. Aber immer teilte der Computer sofort mit, wieviel Dollar die Probanden durch ihre Auswahl gewonnen hatten.

Die Nachbesprechung zeigte: Die Probanden hatten mehr Spaß, wenn sie den Knopf selber drückten. Dabei war es nicht wichtig, wie viel sie anschließend gewonnen hatten. Messungen ergaben, dass bei der Eigenaktivität das Belohnungszentrum im Gehirn aktiv war. Traf dagegen der Computer die Entscheidung, dann erfolgte in diesen Regionen keine Aktivität.

Grübeln dagegen macht unglücklich

Das fand Erin Sparks von der Florida State Universität heraus. Menschen, die ihre getroffene Wahl ständig hinterfragen, ob es denn wirklich die optimale Lösung sei, können nicht richtig zu ihrer Entscheidung stehen. Statt dessen sind sie ständig distanziert zu ihrer eigenen Aktivität. Sie stehen sich damit selbst im Weg.

Manchmal bevorzugen wir wenige Optionen

Evan Polman von der Stern School of Business fand heraus, dass wir - geht es um Entscheidungen für uns - gerne weniger Optionen bevorzugen. Handelt es sich dagegen um Entscheidungen, die fremde Angelegenheiten betreffen, dann sind viele Optionen gern gesehen.

So ließ Polman seine Probanden Farben für das eigene, dann für fremde Schlafzimmer aussuchen. Ging es um die eigenen Räume, dann ware die Leute mit nur acht Wahlmöglichkeiten zufrieden. Handelte es sich um ein fremdes Schlafzimmer, so bevorzugen die Probanden 35 Wahlmöglichkeiten.

Polman schloss daraus: Geht es um das Eigene, wollen wir keine Verluste machen und keine falsche Wahl treffen. Weniger Optionen sind hierbei eindeutiger besser.

Richtig oder nur stur?

Auf was viele Zaubertricks basieren, hat Lars Hall von der schwedischen Lund Universität nachgewiesen. 2005 ließ er 50 Männern und 70 Frauen weibliche Porträtfotos beurteilen, welches Gesicht am attraktivsten fanden. Nach getroffener Entscheidung sollten die Probanden diese begründen. Während der Begründung wurde das ausgesuchte Foto heimlich vertauscht. Interessant war, dass 70 Prozent der Probanden den Tausch nicht registrierten. Sie verteidigten die jetzt "falsche" Wahl als die richtige.

Das heißt, wir Menschen sind, haben wir uns einmal eine Überzeugung zueigne gemacht, schwer korrekturfähig.

Teams produzieren meist bessere Ergebnisse als Einzelne, weigern sich aber, die weiter zu verbessern.

Julia Minson und Jennifer Mueller von der Wharton Business School haben Entscheidungen von Teams und Einzelnen verglichen.

Ergebnis: Die Teamantworten trafen tatsächlich besser ins Schwarze. Gleichzeitig aber schenkten Teams nach getroffener Entscheidung den Argumenten einer externen Person wenig bis gar keine Aufmerksamkeit. Die dadurch mögliche Gelegenheit, die eigene Einschätzung noch einmal zu verbessern, wurde nicht genutzt.

Selbst leichte Entscheidungen fallen schwer

Nach Aner Sela von der Universität von Florida und Jonah Berger von der Wharton Business School ist daran eine Art Verwechslung Schuld. Eine Entscheidung, die leicht zu treffen sei, suggeriert, dass es sich um eine unwichtige Sache handle.

Sehen sich Menschen mit verschiedenen Wahlmöglichkeiten konfrontiert, so werden die verschiedenen Optionen als Zeichen gewertet, dass es sich doch um eine wichtige Entscheidung handle. Und so nehmen sich die Entscheider viel Zeit und Sorgfalt, auch wenn das gar nicht notwendig ist.

Ältere entscheiden klüger

Darrell Worthy, Psychologe an der Texas A&M Universität, sagt, dass Menschen immer mehr sofortige und spätere Belohnung gegeneinander abwägen, je älter sie seien.
Ältere nutzten eher den präfrontalen Kortex, Jüngere eher das ventrale Striatum, das eher für impulsive, spontane Reaktionen zuständig ist.

Gleiches zu Gleichem gesellt sich gerne

Hier geht es um unseren Selbstwert. Egal, wie wir sind, wir halten uns im Großen und Ganzen für normal. Deshalb neigen wir bei Entscheidungen dazu, das zu wählen, mit dem wir uns irgendwie verbunden fühlen und von dem wir meinen, dass es uns ähnlich ist.


Brett Pelham von der stattlichen Universität von New York leitete 2002 aus den Daten der amerikanischen Volkszählung  ab, dass sogar die Wohnentscheidung von dieser internen Sympathie für uns selbst beeinflusst wird. Er wieß den "Name-Letter"-Effekt nach: Mit messbarer Häufigkeit wohnten die Menschen in dem Bundesstaat, der mit dem selben Buchstaben beginnt wie ihr Vorname.

Bevor wir jetzt zu spitzfindig werden ....

... Glück, egal wie wir es für uns selbst definieren, war und ist immer zerbrechlich. Es ist deshalb nicht egal, mit welcher Einstellung wir den gegenwärtigen Augenblick gestalten und erleben. Die Art, wie wir ihn gestalten, ist aber ein Ergebnis unserer Entscheidung. Egal, was wir erleben, es gibt immer einen Entscheidungsspielraum, den wir nutzen können. Und wenn zu Weihnachten wieder einmal die Schwiegereltern schwierig sind, dann ist die Art, wie sehr man sich nerven lässt, immer durch eine eigene Entscheidung mitgeprägt.

Die gute Nachricht: jede Entscheidung kann durch eine neue Entscheidung verändert werden. Wenn Sie also zu Weihnachten glückliche Momente erleben wollen, dann bedenken Sie das Thema "eigene Entscheidungen" und treffen Sie dann einige. Aber beachten Sie: Wenn es um die eigenen Belange geht, ist es besser, sich nicht zu viele Optionen zu gönnen :-)


Frohe Feiertage und einen guten Rutsch Ihnen allen!

1 Kommentar:

  1. es gibt Leute, die sind nur gluecklich, wenn sie ein Haar in der Suppe gefunden haben

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