Seiten

31. August 2012

Zwei Jubiläen, eine Gemeinsamkeit, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnte

Lady Diana und Tarzan -
Gemeinsamkeiten die Gegensätze
Diana - in diesem Monat jährt sich ihr Todestag. Gleichzeitig feiert eine literarische Figur: Vor 100 Jahren erschien im "All-Story Magazine" eine wahnwitzige Geschichte. Autor war ein gewisser Edgar Rice Burroughs. Ihr Titel: "Tarzan von den Affen". Und diese Geschichte wurde zum Mythos.

Prinzessin Diana und Tarzan ... ein wahnwitziger Vergleich oder sitzt in beiden doch etwas Gemeinsames, dem zu entziehen es einem schwerfällt? Ich versuche mich an einem Blickwinkel über ein Phänomen und an den Folgen für uns.

Zwei Mythenträger ...

Diana wurde mit 19 in die Öffentlichkeit geschickt: Ein blasses uncharismatisches und profilloses junges Ding. 16 Jahre später, als sie in jenen dunklen Tunnel in Frankreich starb, galt sie als bekannteste Frau der Welt und ihr Name stand für Mondänität, Glamour und Schönheit.

War Diana eine Ikone der Frau, ist er ein männlicher Mythos: muskelbepackt und durch eine vorerst unbekannte Herkunft von der Aura des Geheimnisvollen umgeben, steht er für Tatkraft, Mut und Durchsetzungsfähigkeit. Dabei ist er der edle Mensch, der keine Bosheit kennt und keine Gier. Er tötet zwar, doch ohne Gefallen daran und ohne selbstherrliche Allüren: Tarzan ist unter der brachialen Männlichkeit ein geborener Gentleman. 

Zu vergleichen sind beide Gestalten natürlich nicht: hier ein Mensch aus Fleisch und Blut und einem konkreten Leben, das tragisch endete, dort eine erfundene Romanfigur aus der nicht gerade gehobeneren Literatur. Verglichen werden kann nur eines: der Mythos, der sich bildete um die Frau, die zur Königin der Herzen wurde und um die Romanfigur, die wie selten eine andere eine Mythos begründete.

... und ihr Mythos

Die "Figur Diana", gewoben in eine Biographie aus Romantik, Drama, Sex, Lügen und Intrigen, selbst regte zur Mythenbildung an. In ihr findet sich Elemente der Cinderella-story genau so, wie die Tragik der essgestörten Mädchen der modernen Gesellschaft und ihr Kampf um Kontrolle und Liebe in einer Welt, die der wertschätzenden Zuneigung weniger Wert beimisst als wirtschaftlicher verwertbarer Denkt- und Lebensweisen. Dianas spektakulärer Tod katapultierte die bereits zu Lebzeiten zur Ikone Gewordene dann hinauf in jene Sphären der Zeitlosen, die bis heute nur wenigen Sterblichen beschieden waren. Dorthin gehört Elvis, auch Marylin Monroe lebt dort oben. Zufall, dass Elton John sein "Candle in the Wind" über Marylin auf Dianas Beerdigung auf die "Rose von England" umdichtete?

Auch Tarzan erweist sich als Träger eines Schicksals, das ihn mehrmals in Welten hineinstieß, die so unterschiedlicher nicht sein könnte. Als Sohn eines Adeligen aufgezogen von Menschenaffen, dann wieder zurück zum Herrschaftssitz seiner Familie, nach USA ... immer der ewig Fremde, der von seinem Wesen her nicht zu seiner Umgebung passt und sich von ihr abhebt. Jemand, der immer wieder die Verbindung zu den Menschen sucht und trotzdem innerlich immer anders bleibt. Diese Rolle teilen der König des Dschungel und die  Königin der Herzen. Und für beide ist sie lebensbestimmend.

... die Auswirkung auf unsere Zeit

Lady Di und Tarzan ... im letzten Jahrhundert beschrieb Karl Marx Religion als "der Seufzer der Unterdrückten" und "das Herz einer herzlosen Welt" ist. Heute sind in die Lücke, die die mangelnde Gestaltungskraft der religiösen Institutionen geschaffen hat, diese neuen Mythen geflossen. Sie sind damit mehr als billige Erzählungen von Heldentaten oder Illusionen vom Leben der Außergewöhnlichen, Reichen und Schönen, kommerziell gut durchgestylt von Hollywoods Traumfabrik. Sie sind das moderne Pendant zum barocken Deckengemälde alter Kirchen, das den mühselig Beladenen im Erdental den Blick auf den Himmel als wunderschöne Welt zeigte und damit die zukünftige Verheißung des Himmels durch seinen Anblick in die Gegenwart holte.
Mythenbildung ist immer der Anblick einer Verheißung, ein Leben, in dem sich der Zuschauer widerfinden kann, ohne dass dies je das seine wird. Das muss es auch nicht. Es zu sehen, bedeutet bereits genug Teilhabe.

... und eine mögliche Rolle von uns in dem Ganzen

Diana und Tarzan wurden Teil genau einer solchen Mythendynamik. Sie beflügelt Menschen .... es bleibt die Frage: Genügt das, um selber fliegen zu wollen? Fördert das Beflügelt werden das Wachstum der eigenen Flügel ... oder lässt es uns zurück als bloße Konsumenten einer Traumwelt? An welchem Mythos hänge ich und wie lasse ich ihn mein Leben bestimmen?

Heute wäre Lady Di 51, der Urwaldmensch feiert heuer sein 100jähriges. Mythen wirken lange. Es wäre daher nicht falsch, den eigenen Lebensmythos mit Bedacht auszuwählen.

Enhanced by Zemanta

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen