Chemical structure of oxytocin. (Photo credit: Wikipedia) |
"Wer hat´s erfunden?", lautet ein Werbeslogan einer schweizerischen Firma. Jetzt scheinen die selbe Nationalität ein "Vertrauensspray" in forscherische Visier genommen zu haben.
Laut Fachzeitschrift "Neuron" haben Forscher mit Hilfe der Magnetresonanztomografie das Gehirn bei seiner Reaktion auf Vertrauensbruch beobachtet. Dieses Messinstrument macht sichtbar, welche Areale im Gehirn wann genau aktiviert werden.
Dazu schufen die Forscher eine Situation, in der die Probanden einen Vertauensverlust erlitten. Und was wäre bei uns Menschen wohl wirkungsvoller, als der Verlust von Geld.
Im ersten Durchgang konnten die Versuchspersonen einen Geldbetrag nennen und der Computer bestimmte per Zufallsgenerator, ob sich die Summe erhöhte oder ob der Probant sein Geld nie mehr wieder sah. Wie groß oder klein die gesetzte Summe war, sie war Ausdruck der generellen Risikobereitschaft der Versuchsperson.
Dann hatte der Proband die Wahl, nicht dem Computer, sondern einer Vertauensperson den Betrag zu überschreiben. Der Computer verdreifachte dabei die Summe automatisch.
Jetzt kommts: Die Vertrauensperson hatte freie Wahl, wie sie mit der verdreifachten Summe umging. Sie konnte dem Besitzer etwas oder alles zurück geben - oder einfach damit verschwinden. Letzteres war klar ein Vertrauensbruch.
Nun wurde es für die Forscher spannend: Missbrauchte die Vertrauensperson das Vertrauen, dann zeigte sich im Magnetresonanztomografen zwei Gehirnregionen aktiv:
- die Amygdala, also der Bereich bei Emotionen und bei Gefahr eine Rolle spielt
- das Striatum, das bei gezieltem Verhalten und Belohnung aktiviert wird
Bei Einsatz des Hormons in diesem Versuch zeigte sich im Magnetresonanztomografen eine geringere Erregung von Amygdala und Striatum.
Zugleich ergab sich: Obwohl der Vertrauensbruch völlig eindeutig war, "vertraute" der Proband der Person weiterhin und erhöhte sogar noch die überwiesene Summe. Anscheinend verliert das Gehirn unter dem einfluss von Oxyytocin die Fähigkeit, aus seinen Fehlern zu lernen.
Das wäre eine ziemlich böse Überraschung für alle idealistischen oder romantischen Vorstellungen hinsichtlich Vertrauensbindungen wie zum Beispiel Familie oder Liebesbeziehung. Oder vielleicht wäre es die geniale Lösung?
Einfach mehr Oxytocin, und der Vertrauensbruch ist vorüber!
Das Dumme ist, man müsste den Pegel des Oxytocins ständig künstlich hoch halten. Das wird schwierig. Also entweder man bekommt ständig ein Kind - hier wird Oxytocin in Massen produziert. Oder aber man hat ständig einen Orgasmus - auch hier wird das Gehirn mit dem Hormon überschwemmt. Oder aber man sprüht sich das Zeug ständig in die Nase. Alles irgendwie nicht so einfach durchführbar. Und wenn es so einfach wäre, dann müsste die Anzahl der Orgasmen ja ein probates Mittel gegen durch einen Seitensprung zerstörtes Vertrauen sein. Ich habe da so meine Zweifel.
Zwischenmenschliche Beziehungen sind nicht so einfach auf monokausale Ursache-Wirkungsprozesse zurückzuführen. Oxytocin ist nur ein kleiner Baustein im Chemiekasten der Beziehungen.
Die Forschung zeigt aber: Wir sind körperliche Wesen. Es gibt keine ideale, keine geistige Regung ohne ein körperliches Element. Eine rein geistige Liebe existiert letztendlich nicht. Aber es heißt auch, dass es ein rein körperliches Verlangen oder Bestreben ebenso nicht gibt. Alles, was wir tun und erfahren, verändert uns körperlich und geistig. Deshalb gilt es beides im Auge zu behalten.
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