23. Mai 2012

Meine Führungskräfte sind schlecht - sagen Top-Manager

Unternehmen Mitte, Basel, 2nd floor II
Unternehmen Mitte, Basel, 2nd floor II (Photo credit: Suzanna)
75 Prozent der Unternehmer weltweit zweifeln, dass ihre Führungsteams die nötigen  Kompetenzen besitzen, um im Jahr 2012 für ihre Unternehmen Wachstum zu generieren. So das Ergebnis einer Umfrage des amerikanischen Korn/Ferry Institutes.Düstere Aussichten!

Von Bismark ist der Satz überliefert: "Die besten Gesetze taugen nichts, wenn die Beamten schlecht sind." Für Unternehmen gilt ähnliches. Führungskräfte, die nichts taugen, sind der Sargnagel für das Unternehmen. Und es gibt weitere unschöne Details:
Auf die Frage, ob der Mangel an internem Talent zu einer Verschiebung oder völligen Aufgabe von Vorhaben in den letzten zwei Jahren geführt hat, antworteten 73 Prozent mit Ja. Fusionen und Akquisitionen haben sechs Prozent abgeblasen, weil sie keine kompetenten Kräfte im Haus haben, die das Kind schaukeln könnten. Auch sechs Prozent der Produktentwicklungen werden nicht realisiert, weil es an kompetenten Köpfen fehlt. Bei Markterschließungen setzen elf Prozent ihre Pläne nicht um, bei allgemeinen Initiativen geben 32 Prozent auf.
Ok, das klingt echt bitter. Natürlich erfolgt der Ruf nach den sogenannten "high potentials". Nichts dagegen zu sagen. Gute Leute werden gebraucht.

Ich habe aber eine andere Frage: Was macht man mit den bleibenden schlechten Leuten? Oder genauer formuliert: Was passiert mit den Typen, die diese untauglichen Führungskräfte eingestellt haben? 

Stellen wir uns einmal vor, es ist tatsächlich so, dass die Führungsteams von 75 Prozent der Unternehmen nichts taugen. Und stellen wir uns vor, diese würden vom Unternehmen wegen ihrer Untauglichkeit entlassen. Dann schlägt die Stunde der "high potentials" oder? Und wer wird die aussuchen? Doch wahrscheinlich diejenigen, die vorher die Truppe der Unfähigen zusammengestellt haben! Wieso sollten die, die Unfähige angeheuert haben, jetzt auf einmal die Fähigen unter den Bewerbern erkennen?
Denn seien wir ehrlich: Aus Erfahrung wissen wir, dass zwar sehr schnell Leute ausgetauscht werden, nicht aber die Auswahlverfahren.

In der Umfrage gaben 52 Prozent der befragten Top-Manager an, dass ihre Unternehmen nach neuen Talenten suchen und sich verstärkt um Coachings ihrer Führungskräfte kümmern müssen. Etwa 23 Prozent gehen noch weiter und geben an, dass ihre Unternehmen eine überarbeitete Talententwicklung von Führungskräften benötigen. 45 Prozent der Befragten wollen ihren eigenen Leuten noch mal eine Chance geben und die eigenen Mitarbeiter schulen.
Coaching ist gut, keine Frage. Ich schreibe es gleich noch einmal: Coaching ist gut! Allerdings dachte ich immer, dass es für Leute ist, die in ihrem Job, den sie eigentlich beherrschen, mit speziellen Dingen konfrontiert werden und daher gezielt entsprechende Module benötigen. Aber grundsätzliche beherrschen die ihr Metier. Hier klingt es allerdings so, als soll Coaching ihnen der Job überhaupt erst beibringen! Das klingt nicht nach Coaching, sondern nach Training-on-the-Job. Hey, wenn das so ist, dann bewerb ich mich da auch mal!
"Welche Erfahrung für den Job bringen Sie mit?" - "Gar keine, aber durch ihr Coaching lerne ich ihn schon!"
Echt "geil" was? Aber vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm. Denn zumindest in Deutschland scheint es im ersten Quartal nicht so schlecht mit der Wirtschaft zu stehen.
Was vielleicht aber nicht wegen, sondern trotz der Führungskräften sein kann - wer weiß das schon?

Oder aber die Führungsteams sind gar nicht so schlecht. Es heißt ja, die Manager glauben das nur. Und glauben heißt nicht wissen. Dagegen sprechen allerdings die vielen in die Hose gegangenen Projekte.
Was vielleicht aber auch nicht wegen, sondern trotz der Führungskräften sein kann - wer weiß das schon?

Wie auch immer - die Frage bleibt: Wer optimiert eigendlich die Auswahlverfahren - und was passiert mit den Unfähigen, die die Unfähigen einstellen. Ein Unfähiger erkennt leicht einen Unfähigen als Gleichgesinnten und da Gleiches zu Gleichen sich gerne gesellt, steigen dessen Einstellungschancen. Aber erkennt ein Unfähiger einen Fähigen? Und selbst wenn, wird er ihn einstellen? Der Fähige lässt den Unfähigen nämlich immer schlecht aussehen. 
Düstere Aussichten, fürwahr!
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