8. Oktober 2011

Warum bei der Marine anheuern, wenn du Pirat sein kannst - Steve Jobs, der Tod, Anteil nehmen, ich

Steve Jobs shows off iPhone 4 at the 2010 Worl...Image via Wikipedia
Steve Jobs & The iPhone
Steve Jobs ist tot. Mit dieser Meldung weckte mich mein Radiowecker. Und ehrlich gesagt, ich war schockiert. Jetzt nicht so, dass ich einen Zusammenbruch gehabt hätte, aber zu sagen, es ging an mir vorbei, wäre schlicht gelogen. Ich hätte selbst nicht gedacht, dass mich der Tod eines Menschen, den ich nie kennen gelernt habe, so berühren würde.
Ich bin nicht alleine. Für Facebook-Gründer Mark Zuckerberg ist ein Mentor und Freund gegangen, Bill Gates wird "Steve unglaublich vermissen", so deren Selbstaussage und auch nicht nur der digitalisierte Globus nimmt Anteil am Tod von Steve.

Nur 56 Jahre ist er alt geworden und er hat einmal gesagt, er wolle dem Universum etwas hinterlassen. In der twitter-Gemeinde kommentierte jemand lakonisch: "Mission accomplished".

Früher und in der analogen Welt schlägt in so einem Fall die Stunde der Kondolenzen.
„Ich bin tiefbetrübt Deinetwegen und nehme teil an Deinem Unglück und möchte dir zur Seite stehen."
Das schrieb Papst Pius II. im 15. Jahrhundert an einen Freund, der seine Frau verloren hat. Kondolieren bedeutet auf deutsch "mit Schmerz empfinden". Also auch Schmerz fühlen, weil der andere ebenfalls Schmerz leidet. So betrachtet ist kondolieren eine bestimmte Art des Mitleidens.

Mitleid gilt als angesehen bei vielen Menschen. Andere fühlen sich gedemütigt, wenn sie Mitleid bekommen. Ehrlich gesagt, ich gehöre zu den zweiten. 

Ich habe festgestellt, in schlimmen Zeiten ist Mitleid nicht hilfreich. Ein Ausweg ist hilfreich. Mitleid aber ändert nichts. Was soll es mir nützen, wenn es mir schlecht geht, dass es jemand anders dann auch schlecht geht. Statt ein Problem (meines), haben wir jetzt zwei (meines und seines). Letztendlich bewirkt Mitleid nur, dass das Leiden vergrößert wird. Ich habe nie erlebt, dass damit jemand geholfen wäre.

Zum anderen habe ich auch einen professionellen Grund, beim Mitleiden skeptisch zu sein.
Der Grund ist einfach:
In Wirklichkeit geht es gar nicht. Mitgefühl ist in Wirklichkeit nur ein Konstrukt. Wir fühlen eigentlich gar nicht mit, wir postulieren nur so.
Nehmen wir an, jemand schneidet sich in den Finger und Sie sagen: "ich fühle mit dir." Was genau fühlen Sie denn? Den Schmerz? Wenn Sie ehrlich sind, nein. Echte Schmerzen fühlen Sie nicht, schließlich haben sie sich ja nicht selbst geschnitten. Und s
elbst wenn Sie Schmerz fühlen würden - welche Art Schmerz fühlen Sie wirklich? Den gleichen wie derjenige, der sich verletzt hat? Doch wohl kaum!

In Wirklichkeit kann niemand fühlen wie Sie. Niemand kann das. Genau so wenig wie Sie fühlen können wie andere fühlen. In Wirklichkeit fühlt jeder auf seine eigene unverwechselbare und individuelle Weise. Und meistens fühlen wir, selbst wenn uns das Gleiche zustösst, immer anders als unser Nachbar.

Zorn, Angst, Trauer sind nur abstrakte Begriffe, einfache Zusammenfassungen für eine Vielzahl unterschiedlicher Nuancen, inneren psychischen Dynamiken und Körperempfindungen. Egal, was immer wir meinen, es gilt der Grundsatz:
Wenn zwei das selbe fühlen, ist es nicht das Gleiche. 
Wenn Menschen also als mitleidend beschrieben werden, sind sie das in Wirklichkeit gar nicht. In Wirklichkeit tun sie nur so, als ob es so wäre. Mitleid ist ein soziale Äußerung. Es will eigentlich sagen:

Ich stehe auf deiner Seite.
Das ist aber etwas anderes als "Mitleid haben" oder "mitzufühlen". "Gemeinsam auf einer Seite zu stehen" ist kein Selbstzweg, sondern soll Veränderung bewirken. Es geht darum, gut klar zu kommen und da hilft es, wenn man zuweilen zu zweit unterwegs ist - allerdings nur, wenn der Compagnon auch etwas taugt, sprich etwas kann, was hilft.

Und genau das ist die Berechtigung von uns (Hypno)-Therapeuten. Wir haben bestimmte Fähigkeiten, die andere nicht haben. Und die hilfreich sind.

Ein guter Hypnotherapeut wird Ihnen deshalb kein Mitleid entgegenbringen. Aus den einfachen Grund, weil es Ihnen nichts nützt.
Statt Mitleid zu zeigen, wird er Sie und ihr Anliegen ernst nehmen. Er wird fragen, was Sie genau an dem Ist-Zustand ändern wollen, welche Ressourcen denn zur Verfügung stehen, was bisher genützt hat, was nicht, und vor allem: er wird Ihnen realitisch reinen Wein einschenken. Das heißt, keine vollmundigen Sprüche und Versprechen, aber auch keine Schwarzmalerei.
Wer mich in meiner Praxis erlebt, der wird zusätzlich noch mit meinem Humor konfrontiert. Ich glaube nämlich, dass Humor eine der besten Fähigkeiten ist, die wir auf diesen Planeten entwickelt haben. Gemeinsam lachen zu können kann vieles erleichtern und erschließt immer wieder auch weitere und gute Sichtweisen für die eigene Perspektive. Das ist meine Erfahrung aus meiner Praxis.


Viele auf Twitter verabschieden sich von Steve Jobs auch auf die homorvolle Art:
"Wenn Gott den 'Entfernen'-Knopf drückt, haben auch die brillantesten IT-Menschen der Welt keine Chance" (@MaulerMauler)
"Hey Gott, wir geben dir Berlusconi, wenn du uns im Gegenzug Steve Jobs wiedergibst." (@napolux)
User Lord_G_Almighty lässt uns wissen, Steve Jobs sei nicht überrascht gewesen, als er feststellte, dass Gott das Universum mit einem Mac steuert.
User Nadicaxo twittert psychologisch: 
"Just before you die, you see your life pass in a flash. Steve Jobs did not experience that. Apple does not support flash.' - Bevor du stirbst, zieht dein Leben nochmal wie ein Blitz (englisch: flash) an dir vorbei. Nicht bei Steve Jobs. Apple unterstützt (das Programm) Flash nicht.

Im "Land des Lächelns" - Thailand - hat mir einmal eine Frau gesagt:
Wenn bei uns jemand stirbt, dann lächeln wir, denn sein Leiden ist zu Ende. 
Dies ist eine Art, mit Schicksalsschlägen gut klar zu kommen. Es gibt noch viele andere Weisen. Aber Mitleid zählt nicht dazu.

Last but not least ein Zitat von Steve Jobs, das mich besonders angesprochen hat:


Your time is limited,so don't waste it living someone else's life.. #Steve Jobs
By hi_fan at 10/08/2011 14:29



    LMAO. RT @soshibrows: "10 years ago we had Steve Jobs, Bob Hope and Johnny Cash - Now we have no Jobs, no Hope and no Cash."
     
    By wqien at 10/08/2011 13:39
    RT @TheOneMisfit: Steve Jobs was born out of wedlock, put up for adoption at birth, dropped out of college, then changed the world. What's your excuse?
    By chai3333 at 10/08/2011 13:39

    76. Model/TV personality Tyra Banks: “As I type on my iPhone tears spring2 my eyes4an darizonazlingMan I never... http://t.co/utA2oluP
    By HypeFunnyJim at 10/08/2011 13:39

    A boy who was adopted,a man who fought cancer,died a legend. We all need to be a little like #Steve #Jobs :) http://t.co/CuGDXaqV
    By rishabhsid at 10/08/2011 13:41


    Zum Tod von Steve Jobs - die Welt verliert einen Visionär ...
    "Ich hatte Glück", sagte Steve Jobs einmal, "ich konnte früh tun, was ich zu tun liebte": Und so erfand er als junger Tüftler zusammen mit einem Freund den Apfel neu - und die Welt biss an. Am 6. Oktober ist Steve Jobs ...
    Publish Date: 10/07/2011 10:55
    http://www.tagesschau.de/dossierstevejobs100.html


    Mourning Steve Jobs: The Purpose of Public Grief : The New Yorker (policyabcs.wordpress.com)
    Enhanced by Zemanta

    3 Kommentare :

    1. Anonym27.12.12

      Sehr geehrter Herr Maier,
      wenn ein Therapeut über Humor, Respekt und Fähigkeit zur Entwicklung alternativer Handlungsstrategien verfügt, so ist das für einen Klienten bestimmt ein Segen, ganz klar und mir äußerst sympathisch. Nicht einverstanden bin ich mit Ihrer Darstellung, wenn darin Mitleid – eine Form der Empathie – für generell eher nutzlos erscheint. Die Erforschung der Spiegelneuronen zeigt, dass es wichtige körperlich Fähigkeiten zum sozialen Zusammenleben und für das Lernverhalten bei (uns) Primaten gibt. Sie ermöglichen Empathie. Ich vermute, dass ohne empatische Fähigkeiten kein Therapeut eine intuitive Ahnung davon bekäme, was bei seinem Gegenüber alles los sein könnte. Ich vermute, dass diese Fähigkeiten älter als die Entwicklung der phonetischen Lautsprache sind, auf der Ebene der sog. Körpersprache angesiedelt sind. Die Evolution scheint Frauen bevorzugt zu haben, die in einem etwas erhöhten Maße darüber verfügen, da sie sonst schwerlich Babies und ihre Schmerzen oder Bedürfnisse verstehen könnten. Die Fähigkeit zur Empathie scheint mir die momentan wirksamste Waffe gegenüber der Ignoranz gegen andere Lebewesen zu sein. Aber klar, die Mitleidstour allein zieht gar nicht, mitleiden allein auch nicht. Dann leiden in der Tat nur zwei statt eines Menschen. Mitleid bringt dann etwas, wenn es als Voraussetzung dafür existiert, dass sich zwei Menschen gemeinsam auf die Suche nach Lösungen machen. Wenn ich mich nicht irre, ist es umso ausgeprägter, je wichtiger andere für mich im Leben und Zusammenleben sind. Wenn das stimmt, ist es wohl eine wichtige Grundvoraussetzung für das professionelle Setting, aber es dürfte dort nicht sonderlich ausgeprägt sein oder die maßgebliche Rolle spielen.
      MfG
      Nora K.

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      1. Hallo Nora K.,
        Die Sichtweise von Mitleid entspringt natuerlich meinem Kontext. Und im Therapeutischen bringt sie professionell gesehen, wahrlich zu wenig. Mitleid hatten meine Patienten und Patientinnen viel erfahren, bevor sie zu mir kamen - von Eltern, Freunden, Ehepartnern. Oft so viel und lange Mitleid, bis es der Umwelt einfach zu viel wurde. Das Symptom blieb trotzdem. Was fuer mich heisst, es braucht hier einfach etwas anderes. In der Richtung, mit der ich arbeite, unterscheidet man gedanklich zwischen Mitleid und Mitgefuehl. Letzteres hilft, erstes zu wenig. Es gibt allerdings auch andere psychologische Richtungen, da ist selbst Mitgefuehl nicht die treibende Kraft zur Heilung. Und es funktioniert trotzdem. Nicht leicht nachzuvollziehen, ich weiss, aber die Gesetze unsere Psyche sind schon ein eigenes Kapitel.

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