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15. Oktober 2011

Ein schwerer Schlag für die Frauenwelt - erhöhtes Glück in Bhutan

The Investiture CeremonyImage by Bhutan-360 via FlickrEr ist 31 Jahre jung, gebildet, attraktiv, beliebt wie kaum einer seiner Vorgänger, wird bejubelt wie ein Popstar, ist eine Leitfigur. Und er ist ein König. Sein Name: Knig Jigme Khesar Mangyel Wangchuk, liebevoll K5 - er ist der fünfte Regent - genannt.
Vor einigen Tagen hat er in seinem Königreich Bhutan seiner Herzensdame Jetsun Pema (21) das Ja-Wort gegeben. Ein schwerer Schlag für die übrige Frauenwelt. Doch was da an Hochzeitsbildern über die Medien flimmerte, strahlte pures Glück aus.



Jigme Khesars Volk zählt nur 672000 Untertanen, das Land Bhutan zählt mit zu den ärmsten, die Menschen jedoch laut weltweiter Studien zu den glücklichsten auf unserem Planeten - lange lange vor den viel reicheren Deutschen.
Bhutan's royal wedding:



Die westliche Glücksforschung war lange nur belächelt worden. Wohlergehen lasse sich nicht messen, meinten die Ökonomen. Das einzige, was den Ausschlag gäbe, sei letztendlich doch der eigene Kontostand und was man sich dafür kaufen könne. 
Als aber die Wissenschaft begann, mit Kernspin die Hirnstörme genauer abbilden zu können, fand man heraus: Die Ökonomen haben sich wieder einmal geirrt. Sie saßen sogar mehreren Denkfehlern auf. Wir wissen heute:

  • Glück und Lebenszufriedenheit sind messbar. In Experimenten, in denen Glücks- und Zufriedenheitszustände hervorgerufen wurden, gibt es Aktivität in bestimmten Hirnregionen.
  • Die BWLer haben Kaufkraft mit dem Seelenzustand verwechselt. Geld und Glück haben nur bedingt miteinander zu tun. Zum Beispiel waren in Dänemark oder Schweden, in denen das Pro-Kopf-Einkommen unter dem der USA lagen, waren die Menschen zufriedener als die Amis. Oder die Einwohner von El Salvador oder Honduras sind glücklicher als die Franzosen und Spanier, obwohl auch sie weniger Geld zur Verfügung haben.
Die Forschung zeigt: sobald bestimmte Dinge abgedeckt sind, trägt der Kontostand nicht mehr viel zum eigenen Glücksempfinden bei. In USA liegt er dabei bei ungefähr 40 000 $ Jahreseinkommen. Das ist die Summe, mit der man zwar keine riesigen Sprünge machen kann, aber auch keine allzu kleinen machen muss. Was man braucht, kann man sich leisten. Plus ein paar Luxusartikel. Es ist sogar zu beobachten, dass, wenn die Einkommenskurve signifikant steigt, das eigene Glücksempfinden immer langsamer wächst, sogar wieder zurück geht.
Was uns zu dem Schluss führt: Wenn du etwas über Glück lernen willst, frag keinen Ökonom. Die scheinen in diesem Punkt bislang nur ziemlichen Blödsinn erzählt zu haben.

Fragen wir lieber in Bhutan nach. Dort ist das Glück nämlich Staatsziel. Nicht das Streben nach Glück, wie es die Verfassung der USA beschreibt, sondern das Glück selbst. Jeder Mensch in Bhutan soll so glücklich wie möglich leben können. Die Regierung ist diesem Ziel verpflichtet und soll die Rahmenbedingungen dafür schaffen.
Festgelegt hatte das der damalige König Jigme Singye Wangchuk Anfang der 1970er-Jahre. Und als höchstes Staatsziel - anstatt Wirtschaftswachstum oder Prosperität - fand es Eingang in die Verfassung.
Artikel 9, Absatz 2:
Der Staat bemüht sich, jene Bedingungen zu fördern, die das Streben nach Bruttonationalglück ermöglichen.
Konkret heißt das in Bhutan:
  • eine gute Regierungsführung
  • nachhaltiges und gerechtes Wirtschaftswachstum
  • Erhalt der bhutanischen Kultur
  • Ökologie. Zum Beispiel stehen 60 Prozent des Landes unter Naturschutz, insbesondere die einzigartigen Himalayawälder, die in Nepal oder Tibet rücksichtslos abgeholzt wurden. Wer in Bhutan einen Baum fällt, muss zwei dafür nachpflanzen.
Diese Haltung ist buddhistisch geprägt. Compassion (Mitgefühl) und Toleranz stehen im Mittelpunkt.
Gier und persönliche Schwächen gilt es durch eigene Arbeit an sich selbst zu überwinden. Dies führt zu innerer Ausgeglichenheit und zu Glück - das erklärte Ziel des buddhismus, der sich selbst nicht als Religion sondern als Geistesschulung begreift. Ethik, konkretes Wissen und Meditation sind Mittel und Wege dazu. Glück als körperlich ung geistig gesundes Leben – und als dauerhaften Zustand: das ist Buddhismus. 

Das Glück als Ausnahmezustand, als kurzzeitige Euphorie, wie wir im Westen es meistens sehen, wird nicht abgewertet, aber auch nicht als Maßstab und Ziel genommen.
Auch materieller Besitz wird nicht abgelehnt, schon gar nicht moralisch bewertet, aber eben auch nicht als Maßstab und Ziel verwendet.
Bestätigt hat das die Glücksforschung: Materielle Dinge erhöhen unser Glücksgefühl nur vorübergehend. Es sinkt dann sehr schnell wieder zum Ausgangspunkt zurück.
Ein Anhänger Buddhas strebt nach mehr Fundament.

Die Hochzeitsbilder von Jigme Khesar und Jetsun Pema zeigen, was Glück sein kann. Aus den beiden strahlt eine Freude, die die bekannte westliche lautstarke Demonstration der Hochzeit als wichtigsten Tag der Braut nicht nötig hat. In ihren Blicken treffen sich Zuneigung und ein vertrauensvolles gegenseitige Kennen. Ihre Gesten im staatlichen Zeremoniell sind geprägt von Gewahrsein und Sorgfalt aus, durchbrochen von seinem spontanen Lächeln, als er ihr die Krone richtet. Beide erinnern an ein Zueinander in liebevolle Ruhe. Harmonie bar jeglicher Künstlichkeit. Sie verkörpern eine Haltung, die auf Tieferes schließen lässt.
Möge ihnen Buddha seinen Segen geben. Laut Aussage seiner Untertanen hat die Hochzeit ihres Königs ihr Bruttonationalglück bereits weiter erhöht.



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